SCHALTER IM KOPF? (5) | GEHIRN-GENIAL Lernen lernen (1/2)

Im Rahmen seiner „Gehirnmanagement Live“-Seminare, Verwaltungstrainings und Coachings hat Rainer W. Sauer seit den 2000er-Jahren – basierend auf aktuellen Erkenntnissen aus Hirnforschung, Psychiatrie und Verhaltenswissenschaften – die Grundlagen für sein Buch „SCHALTER IM KOPF? “ erarbeitet, wobei er die Forschungsergebnisse stets mit Beispielen aus dem täglichen Leben oder der Verwaltungsarbeit kombiniert. Er erklärt u.a. anhand praktischer Übungen sowie der von ihm entwickelten „Sch.i.K.“-Methode, wie wir unser Gehirn so umprogrammieren können, dass wir lernen mit Stress und Belastungen umzugehen, Angst und Ärger zu umgehen, das Selbstvertrauen zu stärken und die Motivation zu erhöhen. Das man dadurch am Ende auch noch zu besseren Lernergebnissen kommen kann, ist ein weiterer positiver Effekt.


„Kinder erleben angenehme Gefühle wenn sie die Welt untersuchen oder wenn sie ihre Umwelt nachahmen. Erst wenn diese Umwelt das Lernen-Wollen immer wieder bestraft, werden solche Aktivitäten mit Unlust assoziiert.“ (Vera F. Birkenbihl)

Die Erfolgsautorin und bis zu ihrem Tode 2011 regelmäßig international ausgebuchte Trainerin Vera F. Birkenbihl fand es am eigenen Leib heraus: Wenn es in der Schule mit dem Lernen nicht vorangeht, dann ist meist nicht nur das jeweilige  Kind unglücklich. Auch die Eltern und oft sogar Verwandte oder Freunde machen sich Gedanken um die  Schule, Prüfungen und Noten. Das Ganze und die Tatsache, dass Misserfolg in dem einem Fach schnell auch schlechtere Ergebnisse in  anderen Fächern erzeugen, führt dazu dass sich Schülerinnen und Schüler immer weniger zutrauen und schnell kaum noch wirkliches Interesse  mehr an der Schule zeigen. Das Ergebnis ist, dass viele Seiten auf das Kind einreden und fordern, dass es doch bitte mehr und konzentrierter üben müsse. Besonders schlmm wird es, wenn Elternteile zum Sprechtag in die Schule zitiert werden und man ihnen dort erzählt, das Kind sei unkonzentriert und müsse nun viel Stoff „pauken“, also oftmalig wiederholen.  

Dem ist deshalb mit Kopfschütteln zu begegnen, weil in vielen Lehrer-Gehirnen oft noch der sog. „Nürnberger Trichter“ herumgeistert. Dabei geht man / frau von der Annahme aus, dass SchülerInnen still über dem Lernstoff brüten oder über Büchern sitzen müssten, dann werde das Wissen aus den Lernmaterialien schon „irgendwie“ den Weg in das Gehirn finden. Vera F. Birkenbihl hat uns jedoch gelehrt, dass Lernen ganz anders funktioniert. Und das hat weniger mit dem sturen „eintrichtern“ von Wissen zu tun, dafür umso mehr mit Abläufen, wie es zu leichtem oder leichterem Lernen kommt. Schon als Baby erlangt man alle Eindrücke unserer (Um-)Welt über die Sinneswahrnehmung: das Sehen, das Hören, das Fühlen, das Riechen und das Schmecken.

Da man aber schon im Kleinkindalter bemerkt (und durch Erfahrung lernt), dass man nicht alle Informationen gleichzeitig erlangen und verarbeiten kann, filtert unser bewusstes Denken nur jene Information auf der Flut von Sinneseindrücken heraus, die es für besonders wichtig hält. Was genau als wichtig genug erachtet wird, um es abzuspeichern, hängt von vielen Faktoren ab und wird durch unser Unterbewusstsien gesteuert. Der erste Filter ist das, was der  jeweilige Gehirnbenutzer generell oder auch nur im speziellen Moment für besonders wichtig hält. Alles andere wird ausgeblendet und im Unterbewusstsein „abgelegt“. So entsteht das Phänomen, dass man / frau, wenn beispielsweise die Marke des Familienautos gewechselt wurde, überall Fahrzeuge der eigenen Marke zu sehen sind.

Eine weiterer Filter ist die Selektion. Beispielsweise hört und sieht man bei allen wichtigen Entscheidungen plötzlich viel genauer hin, wenn es um hierzu Meldungen gibt. Marktforscher wie Michael Birkenbihl, der Vater von VFB, haben sogar herausgefunden, dass dieses Phänomen sogar nach einem Kauf erst seinen Höhepunkt erlebt. Beim Lernen muss es also darum gehen, selbst zu erkennen, wie wichtig es ist, den Fokus festzulegen. Wer selbst entscheidet, welche Gedanken im Gehirn verankert werden, kann sein bewussten Denkens positiv oder negativ beeinflussen. Somit ist es für das erfolgreiche Lernen (… und Leben …) unungänglich, die richtigen Entscheidungen zu treffen, um sehr bewusst zu entscheiden, was wir und wie wir es lernen wollen.

Aus dem Hirnforschung ist bekannt, dass es sogar möglich ist, auf im Unterbewusstsein „abgelegte“ Informationen zurückzugreifen und sie zu nutzen. Der Effekt, dass wir Dinge „wissen“, von denen wir annehmen (sprich: denken), sie gar nicht wissen zu können, zeigt, dass es (Sinnes-)Informationen gibt, die nicht einfach dadurch verloren gegangen sind, dass unser Gehrin sie im ersten Moment herausgefiltert hat. Im Gegenteil: Unser Depot des Unterbewusstseins kann man vielmehr als große Informatoinsbibliothek unseres Denkapparates verstehen. So erinnern wir uns entweder nach intensivem NACH-DENKEN plötzlich doch noch an den Namen eines früherne Freundes oder Kollegen, oder es fällt uns genau in dem Moment ein, als wir ein Buch aufschlagen wollen um dort nachzusehen.

Werbung in Zeitschriften, über Produktplacement, auf Werbedisplays oder dem Bildschirm zielt täglich ganz strategisch auf unser unbewusstes Wissen. Unentwegt werden unserem Gehirn, und zwar strikt an unserem bewussten Denken vorbei, wie bei akustischen Ohrwürmern, Markenslogans und Produktnamen nahe gebracht und: es funktioniert in den allermeisten Fällen. Jedoch kann man das Unbewusstsein nicht nur wirtschaftlich nutzen. Bei meinen Coachings führe ich meine Cochees an den Punkt, an dem sie auf die Lösungen ihrer Problemen selbst kommen oder für die Zukunft wissen, wie sie Lösungen erreichen. Dabei greift der Coachee auch auf sein immenses unbewusstes Wissen zurück und erfährt für sich selbst: ich bin im Grunde doch so viel klüger als ich zuvor angenommen hatte.

Mit speziellen Übungen und  Interventionen können wir so die Schalter in eigenen Kopf betätigen um unser unbewusstes Wissen anzuzapfen und zu Ergebnissen zu kommen. Wie bereits erwähnt wird Kindern mit Lernproblemen häufig geraten, sie sollten sich „besser“ konzentrieren. Dabei gehen viele Erwachsene davon aus, dass sie mit ernstem Blick fokussierter an eine Sache herangehen sollten, damit es mit dem Lernen besser vorangeht. Dabei wäre die Aufforderung, aufmerksam zu lernen, viel zielführender. Und so, wie eine gute Lehrkraft bei ihrem Unterricht immer möglichst viele Sinneskanäle der SchülerInnen ansprechen wird, um möglichst alle Kinder zu faszinieren, weiß sie auch, welchen Platitüden man Kontra geben muss. „Ich bin eine Null in Physik“ oder „In meiner Familie gibt es niemanden, der sprachbegabt ist“ haben keinerlei Bedeutung, wenn es gelingt, dass einem Menschen das Lernen Spaß macht.

Lesen Sie HIER TEil 2 des Artikels!

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