NEBENBEI BEMERKT | Chang’e-5 Gesteinsproben schließem Lücke zwischen uraltem und ganz jungem Mondgestein

Rainer W. Sauer arbeitet im Rahmen seines Verwaltungstrainings und Coachings und seiner GehirnmanagementLive-Veranstaltungen immer wieder mit Beispielen aus Naturwissenschaft und Technik. Seit 1968 interessiert er sich für Astronomie und die Erforschung des Weltraums, 1974 baute er sich selbst ein elekronisches Musikinstrument: einen Synthesizer. In der Rubrik „NEBENBEI BEMERKT“ geht es nicht um Verwaltungstraining oder -coaching sondern Sauer lässt seine LeserInnen hier an Themen aus technischen oder naturwissenschaftlichen Bereichen teilhaben, die ihn selbst interessieren.


Vor knapp 30 Monaten, im Dezember 2020, brachte die chinesische Raumfahrtmission Chang’e-5 Gesteinsproben, die zuvor auf dem Erdtrabanten entnommen worden waren, auf die Erde zurück. Es waren die Proben von Mondstaub und Mondgestein seit dem Ende der 1970er Jahre – insgesamt rund 1,73 Kilogramm. Nach chinesischen Angaben haben Forscherinnen und Forscher jetzt bei eingehenden Untersuchungen etwas bisher Unbekanntes entdeckt: ein Material das die Forschenden nach der chinesischen Göttin des Mondes, Chang‘e benannt haben und „Changesite-(Y)“ heißt. Es ist das sechste neue Mineral, das Menschen auf dem Mond gefunden haben und China ist nach den USA und der ehemaligen Sowjetunion (UdSSR) das dritte Land der Welt, das ein neues Mond-Mineral entdeckt hat.

Es soll sich hierbei um ein Phosphatmineral in einem säulenförmigen Kristall handeln, welches in Mondbasalt-Partikeln gefunden wurde und den Berichten zufolge Helium-3 enthalten soll – ein Isotop, das auf der Erde sehr selten ist, jedoch möglicherweise in Fusionsreaktoren zur Energiegewinnung zum Einsatz kommen könnte. Das anspruchsvolle chinesische Raumfahrtprogramm hat einen besonderen Fokus auf den Erdbegleiter gelegt: Immer noch erforscht der Rover „Yutu-2“ die Rückseite des Mondes, die nächste Mond-Mission „Chang‘e 6“ soll dann erstmals Proben von der Rückseite des Mondes zur Erde bringen. Insgesamt plant China, bis 2032 mindestens drei unbemannte Missionen zum Erdtrabanten zu schicken und ist auch noch auf dem Mars aktiv.

Interessanterweise findet sich das älteste Gestein der Erde auf dem Mond: Es entstand einst tief im Erdmantel vor rund viereinhalb Mrd. Jahren, bevor ein Protoplanet mit unserem Heimatplaneten kollidierte und dabei einen Teil der Gesteinsschmelze ins All katapultierte, aus welcher sich der Mond bildete. Das „klassische“ Mondgestein ist also überwiegend sehr alt, und nur dort, wo Asteroiden oder Kometen auf ihm eingeschlagen sind, finden sich sog. „jüngere“ Gesteine, die vor weniger als einer Mrd. Jahren entstanden sind. Die große Lücke dazwischen schließen nun die Chang’e-5 Gesteinsproben. Laut der staatlichen Chinesischen Weltraumorganisation CNSA ist der Ort, an dem die Chang’e-5-Proben entnommen seien mit etwa 3 Mrd. Jahren etwa 1 Mrd. Jahre jünger als der Ort, an dem die USA und die ehemalige UdSSR Proben entnommen hatten, was unter Umständen der Grund sein könnte, weshalb weder die Amerikaner noch die ehemalige Sowjetunion Changesite-(Y) gefunden haben. Neue Minerale zu finden sei jedoch wichtig für das Verständnis des Ursprungs und der Entwicklung des Mondes, so ein Vertreter der CNSA.

Geschrieben und © 2023 von Rainer W. Sauer für CBQ Verwaltungstraining & BRAIN.EVENTS

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