SCHALTER IM KOPF? (7) | Es gibt keinen falschen Entscheidungen …

„An den Scheidewegen des Lebens stehen keine Wegweiser.“ (Sir Charles Spencer Chaplin, genannt „Charlie“)

Im Leben gilt es immer wieder Entscheidungen zu treffen: Fährt man mit dem Fahrrad, nimmt man den Bus oder einen Pkw, läuft man zu Fuß? Was macht man am Wochenende? Beendet man die Beziehung oder gibt man ihr eine weitere Chance? An welcher Kassenschlage stellt man sich an? Ist der nächste Urlaub in fernen Ländern oder in Deutschland? Was soll man studieren? Welche Ausbildung soll angestrebt werden? Genauer betrachtet ist meine kleine Liste eine voller Luxusprobleme, denn in manchen Teilen unserer Erde stellen sich Fragen nach Fahrrrad, Bus oder Pkw von vornherein nicht und ebenso die Frage nach einem Urlaub. Sich so oder so oder vielleicht auch nicht zu entscheiden und die Dinge einfach laufen zu lassen hängt also auch davon ab, in welcher Lebenssituation ein mensch sich gerade befindet.

Ab und an müssen aber auch größere Entscheidungen getroffen werden und die kosten Zeit, sagt Melanie WOLFERS, Seelsorgerin und Beststellerautorin. Essentielle Entscheidungen fordern zudem von einem Menschen Aufmerksamkeit und Kraft. Oft erlegen wir uns zusätzlich einen SelbstZWANG auf, richtig entscheiden zu müssen, können wir doch am Ende – obwohl es gar nicht so selten der Fall ist – niemand anderen dafür verantwortlich machen, was wir entscheiden. Dies führt zu einer grossen Belastung, denn zu einer Enttäuschung kommen im Nachgang dann doch noch die Selbstvorwürfe mit der bohrenden Frage, wie man bloss so falsch hat liegen können.

Und doch muss man seine Entscheidungen als die eines einzelnen Menschen begreifen und im grösseren Kontext der Evolution betrachten. Die Menschheit hat sich, als einzige Spezies auf dieser Erde, die mit Vernunft denken kann, auf ihrem Planeten durch Expansion und Fortschritt entwickelt. Sitzt man fest wo man ist, hat unsere Seele in ihrem Innersten den Wunsch, vorwärts zu gehen; in meinem „Kon Tiki“-Seminar habe ich das zum Leitthema gemacht. Verharrt man dort, wo es unbequem ist oder nicht voran geht, dann spüren wir dies als extreme negative Emotion. Unentschlossenheit bringt uns im Leben nicht weiter, sind wir doch auf dieser Welt, um zu lernen und zu wachsen und man kann im Leben nicht weiterkommen, wenn man Entscheidungen verschiebt oder nicht trifft.

Auch wenn ein „Sprung ins kalte Wasser“ vielleicht erst einmal Angst verursacht, die eigene Sicherheitszone zu verlassen („… alles könnte doch so bleiben, wie es ist ..:“, „… das Wasser ist bestimmt sehr kalt …“, „… vielleicht kann ich ja nicht schwimmen …“), sind es am Ende doch nur Ausreden, Bequemlichkeit, Unsicherheit oder die Angst vor Risiken, die uns bremsen. Natürlich: Gefahren lauern überall und man ist nie davor gefeit. Aber man muss sie erleben, um sie einschätzen zu können und für das spätere Leben zu nutzen. Wenn man sich dann klarmacht, dass ein Mensch eher selten etwas leichtfertig macht (etwa nur wenig später schon bereute Spontankäufe), wird man sehen, dass großen Entscheidungen regelmäßig wichtige Überlegungen vorausgehen. Dabei wägt man möglichen und weitreichende Konsequenzen des einen oder des anderen Weges ab.

Um zum Kern meines Themas zu kommen: Wird die getroffene Entscheidung später als suboptimal empfunden, hadern viele Menschen mit sich und denken / sagen „Das war nun wirklich ein Fehler, sich zu zu entscheiden.“ Aber ich will Ihnen einmal etwas sagen … und das nun schon seit Jahren: Es gibt im Leben keine falschen Entscheidungen. Es gibt nur die Konsequenzen aus getroffenen Entscheidungen. Das ist schon allein deswegen logisch, weil man nie sicher wissen kann, wie sich DIE andere Entscheidung tatsächlich für einen selbst ausgewirkt hätte.

Nehmen wie die „Komplexitäts-Theorie“, früher auch „Chaos-Theorie“ genannt. Jemand verspürte noch etwas Hunger vor einem Flug, stand dann in einen Verkehrsstau, verpasste seinen Flug und kommt am Zielort zu spät zu einem wichtigen Termin. Er ärgert sich, weil sein verpasster Flug pünktlich in der andern Stadt ankam und denkt: Wäre ich doch nur mit an Bord gewesen, dann wäre alles gut ausgegangen. Doch welche Garantie gibt es dafür? Vielleicht wäre genau durch das Beladen seines Koffers etwas anderes aufgefallen, etwa eine Unregelmäßigkeit am Fahrwerk der Maschine, nichts weltbewegendes oder bedrohliches, aber etwas, was zu einem verzögerten Abheben hätte führen können, und auch dieser Flieger wäre verspätet gestartet, vielleicht sogar erst nach der zweiten Maschine. Niemand kann das wissen.

Nochmal: Es gibt nicht DIE FALSCHE ENTSCHEIDUNG – ein Mensch empfindet es nur so, weil er nicht richtig darüber nachdenkt. Wenn man sich entschieden und damit die eigene Sicherheitszone verlassen hat, erfährt man unglaublich viel über sich und die Welt. Man lernt und erlernt neue Fähigkeiten, wird kompetenter und mit der Zeit auch gelassener. Und je öfter man Entscheidungen trifft, desto schwächer werden die eigenen Ängste und Unsicherheiten und umso mehr wächst das Selbstvertrauen. Leonardo da Vinci, Christoph Columbus, Ferdinand Magellan, Neil Armstrong: sie alle wären, ohne zuvor viele Erfahrungen zu machen, auf ihren Gebieten niemals erfolgreich gewesen, weil es ihnen wahrscheinlich an mangelndem Selbstbewusstsein gefehlt hätte um die letzte, finale Entscheidung zu treffen.

Hier sind meine SA5 Methoden, die dabei helfen sollen, die eigene Sicherheitszone zu verlassen und Entscheidungen zu treffen.

1. BERFAGE DICH SELBST: Bei der Selbstbefragung, dem „Rendez-Vous mit sich selbst“, taucht man in seine Seele ein und lässt Antworten aus seinem tiefsten Inneren „aufsteigen“. So fokussiert man sich auf die Dinge, die man (noch) erreichen möchte. In einer Art Dialog mit sich selbst, kann man sich kraftvolle Fragen stellen, die kein anderer Mensch hört. „Was könnte passieren, wenn ich … mache?“ / „Was hält mich zurück?“ / „Kann ich mir das (z.B. beziehungstechnisch, finanziell etc.) leisten?“ / „Wie werde ich mich fühlen, nachdem ich mich entschieden habe?“ / „Was könnte zukünftig alles möglich werden?“ und so weiter.

2. VERTRAUENSPERSONEN EINBEZIEHEN: Sie kennen einen gut und können uns später jederzeit an die zu treffende Entscheidung erinnern und dabei positiv unterstützen.

3. SCHRITT FÜR SCHRITT DIE ENTSCHEIDUNG VORBEREITEN: Wenn man Ziele klein hält, dann ist eine erfolgreiche Entscheidung umso leichter zu treffen. Große Ziele sollte man über Monate oder sogar Jahre vorbereiten und dazu gehört es, auch die Zeitpunkte für Entscheidungen zu planen.

4. DER TERMIN: Aus Stufe 3 folgt die Festlegung einer realistischen Deadline, also eines Termins für die Entscheidung. Realistisch heißt, dass man für sich diese Fragen beantwortet: „Wann ist ein unpassender Zeitpunkt?“, „Wann nützt mir die Entscheidung am meisten?“ und so weiter. Obwohl man sich nicht unnötig unter Druck setzen sollte, so gibt es, wie bei Bewerbungen oder Gewinnspielen, einen „Einsendeschluss“, den man einzuhalten hat, will man sich nicht aller Chancen berauben.

5. DEN INNEREN SCHWEINEHUND ZÄHMEN: SA5 ist stets eine Stufenanwendung – also: eine Sache baut auf die vorherige auf. Um zu 5. Stufenanwendung zu gelangen ist es notwenig, sich der eigenen Ausreden bewusst zu werden und alles in den Griff zu bekommen, was geeignet ist, einen dabei auszubremsen, Entscheidungen zu treffen.

Fazit: Es gibt im Leben keinen falschen Entscheidungen. Es gibt nur die Konsequenzen aus getroffenen Entscheidungen. Und hierbei erkennt man erst, was man im Leben im Stande ist zu leisten und zu erreichen, wenn man Selbstvertrauen hat und das Selbstwertgefühl sich kontinuierlich steigert. Dabei helfen Entscheidungen und deren Konsequenzen ganz essentiell. Konsequenzen tuen manchmal weh oder lassen einen verzweifeln, aber sie helfen zukünftig auch dabei, mutig weitere Entscheidungen zu treffen.

Geschrieben und © 2022 von Rainer W. Sauer für CBQ Verwaltungstraining & BRAIN.EVENTS

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