DIE EXPERTINNEN | Frauen in der Verwaltung (3)

„Die Frauen ertragen von den Männern unsäglich viel, fast alles – nur vernachlässigt zu werden, ertragen sie nicht.“ (Friedrich Spielhagen)

Ich hatte an anderer Stelle bereits John Gray erwähnt, der 1992 mit seinem Buch „Men are form Mars. Women from Venus.“ (deutsch: „Männer sind anders. Frauen auch.„) aufzeigte, wie unterschiedlich beide Geschlechter „ticken“. Das bringt ganz natürliche Probleme mit sich, die man ändern kann, was aber nicht so einfach funktioniert. Nehmen wie als Beispiel eine Partnerschaft.

Der Mann gibt der Frau etwas und möchte dafür „einen Punkt“ für ein kleines Geschenk / einen kleinen Gefallen und so weiter. Entsprechend mehr Punkte erhofft er sich für ein entsprechend größeres Geschenk / einen entsprechend größeren Gefallen. Geht die Partnerin darauf nicht ein, so verteilt er Strafpunkte. In seinem Innern wünscht er sich, dass das Punktekonto (vermeintlich) ausgeglichen ist.

Die Frau gibt gerne „einen Punkt“, egal wie groß oder aufwändig ein Geschenk / ein Gefallen etc. für sie ausfällt. Und sie verteilt keine Strafpunkte, außer, wenn sie gar nichts erhält. Wenn sie dem Partner etwas gibt, dann eher Verbundenheit und Gemeinsamkeit und kein Geschenk / einen Gefallen. Sie will auch keine „Belohnung“, wenn sie etwas gut gemacht hat, sondern verbale Anerkennung. Eine Frau glaubt zudem, dass sie nicht um Unterstützung zu bitten braucht und ist evtl. enttäuscht, wenn sie vom Partner keine Unterstützung bekommt. Durch die ungleiche „Punktevergabe“ kann es leicht dazu kommen, dass der Mann annimmt, das Entgegenkommenskonto sei ausgeglichen, während die Frau davon ausgeht, das es sei zu ihren Ungunsten unausgeglichen

Im Arbeitsalltag unter KollegInnen ist das ähnlich. Der Mann muss hierbei lernen, auf die kleinen Dinge zu achten, die eine Kollegin macht, weil sie als Frau sich meist unsicher fühlt und eher mehr als weniger Anerkennung braucht, um sich wirklich akzeptieirt zu fühlen. Hinzu kommt, dass ein Mann sich bis zur Problemlösung sozusagen „in einer Höhle“ in die Konzentration zurückzieht und dann seine Lösung präsentiert, während eine Frau hingegen bereits spricht, während sie gleichzeitig noch am Nachdenken ist, was eher einem „brainstorming“ mit freien Assoziationen gleicht. Frauen reden viel und wollen dabei Aufmerksamkeit, Mitgefühl und Verständnis erreichen. Erhalten sie das, präsentieren sie ihre Problemlösung.

Als eine der wichtigsten Erfahrungen als Verwaltungs- oder Konflikttrainer und Coach auf dieser Mann/Frau-Ebene ist, dass alle größeren Probleme aus kleinen Problemen hervorgeangen sind, um die sich nicht rechtzeitig gekümmert wurde. Denn wenn kleine und einfach zu behebende Probleme ungelöst bleiben, wachsen sie sich generativ zu grossen Problemen aus, für die es keine Lösung mehr zu geben scheint. Also kann ein guter Verwaltungstrainer / eine gute Verwaltungstrainerin, indem er / sie zu den kleinen Problemen zurückkehrt und sich erfolgreich mit ihnen beschäftigt, die grossen, scheinbar unlösbaren Probleme langsam (auf)lösen.

Wichtig: Solange Männer und Frauen nicht verstehen, dass sie unterschiedlich sind (und auch sein sollten), können sie „auf Arbeit“ möglicherweise nicht wirklich erfolgsorientiert miteinander auskommen. Wissen sie über die verborgenen Variationen des anderen Geschlechts aber Bescheid, gelingt es besser und schneller zu kommunizieren, um ein Ziel zu erreichen. Indem man / frau die Unterschiede anzuerkennen und zu akzeptieren lernen, können kreative Lösungen gefunden werden, sodass alle letztlich das erreichen, was sie sich wünschen und für ihren Seelenfrieden brauchen.

Ein kleiner Führer durch die Prägungen von Mann und Frau

Wenn Männer sich (ohne groß darüber zu reden) in ihre „Denk-Höhle“ zurückziehen, möchten sie über ein Problem nachdenken, um zu einer geeigneten Lösung zu kommen. Auch wenn ein Mann sich geärgert hat oder gestresst ist, hat er das Bedürfnis, sich zurückzuziehen und alleine zu sein, um sich zu beruhigen und sich wieder in die Gewalt zu bekommen. Er möchte während einer Problemlösung nichts tun oder sagen, was er später bereuen würde.

Wenn Frauen reden (… und sie reden oft und viel – nicht nur „auf Arbeit“ …) möchten sie kommunizieren, entweder um Neuigkeiten zu erfahren oder mitzuteilen. Sie möchten durch das Reden, die Dinge, die sie bewegen, sagen und benennen, ergründen und weiterspinnen. Frauen möchten sich akzeptiert und angenommen fühlen, wenn sie ganz offen über Lösungen reden und ihre Gedanken mitteilen. So fühlen sie sich anderen und sich selbst nah. Ärgern sie sich, möchten sie den Ärger aus dem Weg räumen, sich zentrieren, um sich wieder wohl zu fühlen.

Lösung: Ärger und Streit zwischen Männern und Frauen kann verletzen. Meinungsverschiedenheiten wird es immer geben, aber Männer wie Frauen können lernen, sie konstruktiv und „friedlich“ zu lösen. Ganz einfach wird es, wenn Männer und Frauen einsehen, dass sie miteinder die grössten Fortschritte gerade dann machen, wenn Frauen aufhören, Männer ändern zu wollen und umgekehrt. Das gilt im Übrigen auch für Lebensgemeinschaften / Partnerschaften / Ehen.

Jede Frau sollte über ihre männlichen Kollegen wissen, dass sie, wenn sie sich nicht zurückziehen dürfen, keine Gelegenheit haben, Probleme stressfrei zu lösen. Und das Geheimnis für Männer, wie man Stress und Frust mit Frauen vermeidet, ist eine konstruktive und respektvolle Kommunikation. Bei Meinungsunterschieden kann der Mann, anstatt durch misszuverstehende Worte zu verletzen, ein engagiertes Gespräch mit der Kollegin führen, in dem die unterschiedlichen Meinungen zum Ausdruck gebracht werden.

Und haben Männer und Frauen einmal verstanden, wie und warum nicht aufgelöste Probleme aus der Vergangenheit immer wieder (im wahrsten Siinne des Wortes) „auftauchen“, wird klar, weshalb sich die jeweils andere Seite so leicht verletzt fühlen kann. Gibt es im Arbeitsprozess Probleme, dann stammen rund 90 Prozent davon aus der Vergangenheit und haben nichts mit der gegenwärtigen Situation zu tun. Meiner Erfahrung nach sind im Allgemeinen nur etwa 10 Prozent der internen Konflikte aktuellen Anlässen geschuldet.

Geschrieben von und © 2020 für Rainer W. Sauer / CBQ Verwaltungstraining

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