STORYBOARD | Arnold Schwarzeneggers brillante Ansprache an die Menschen in Russland

„Gute Dinge passieren nicht durch Zufall, sondern durch harte Arbeit und das Eingehen von Risiken.“ (Arnold Schwarzenegger)

Ich kann nicht sagen, wer sie geschreiben hat, aber Arnold „I’ll be back“ Schwarzenegger wohl kaum in Gänze selbst. Gleichwohl ist seine zum Ukrainekrieg als Video veröffentlichte zehnminütige Ansprache ein Meisterwerk der politischen Rhetorik. Perfekt vom ersten bis zum letzten Wort, perfekt in Habitus und Botschaft, perfekt inszeniert inklusive der russischen Untertitel. Denn es gibt kaum etwas Schwierigeres, als zu Kriegszeiten den richtigen Ton zu treffen. Gerade für einen Actionhelden wie Mr. „I’ll be back“, der schon des öfteren auf der Leinwand Kriegshelden darstellte.

Und der Mann hat genau seine Nische gefunden, zwischen dem ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj , der sich (auch er ist ja, wie Schwarzenegger, vor seiner politishen Karriere Schauspieler gewesen) zu einem Meister der Kriegsrhetorik gewandelt hat, bis hin zum „Newcomer“, dem deutschen Bundeskanzler mit seiner „Zeitenwende“, wobei letzterer eher matt bleibt, denn ihm gelingt es nicht, das Wichtigste zu erzeugen: eine glaubwürdige „Ich kann meine eigene Geschichte erzählen“-Botschaft. Selensky redet stets frei über das, was gerade um ihn herum passiert und jeder kann es ja auch im Fernsehen nachverfolgen, dass er die Wahrheit kommuniziert, nur eben in brillanter rhetorischer Form. Es ist eine interaktive Arie im Vergleich zu Wladimir Putins „Blueberry Hill“-Karaoke-Version.

„I love the Russian people. That is why I have to tell you the truth.“ – Schon die ersten Worte bereiten Schwarzeneggers Zuschauer / Zuhörer darauf vor, worum es gehen soll. Er richte sich an seine russischen Freunde und an die russischen Soldaten in der Ukraine, sagt Arnie, weil dort „schreckliche Dinge“ vorgehen und diese vor der russischen Gesellschaft geheim gehalten würden. Neben den Geschichten die er aus seinem Leben oder der jüngeren amerikanischen Geschichte erzählt, geht es natürlich darum, auf welche Weise man aus der sicheren Ferne zu einem verblendeten Volk spricht. Ein Volk voller liebenswerter Menschen, in dessen Namen aber gerade Kriegsverbrechen begangen werden, sagt er, die Wladimir Putin als Sonderopration preist. Wie also raubt Arnold Schwarzenegger den Russen ihren verlogenen Präsidenten?

Schwarzenegger schafft sich Sympathien, als er berichtet, dass für ihn der Jugend ein Russe sein größter Held gewesen sei: Yuri Petrovich Wlassow, ein Gewichtheber – damals der stärkste Mann der Welt. Er, Arnie, habe immer so werden wollen wie Wlassow, dessen Konterfei über seinem Bett gehangen habe. Er spinnt den Faden weiter. Ärger habe er dafür mit seinem Vater bekommen, der als „Nazi“ im Zweiten Weltkrieg als Soldat gegen Russen gekämpft habe. Aber er, sagt Schwarzenegger, habe sich davon nicht beirren lassen. Von nun ab läuft sein Plot ohne Handlungsfehler weiter. Der in Russland „Großer Vaterländische Krieg“ genannte Zweite Weltkrieg ist die Blaupause für alles weitere, was die ganze russische Kriegsrhetorik bloßstellt. „Denazifying Ukraine?“ fragt er, ein Land mit einem jüdischen Präsidenten, dessen Angehörige von Nazis ermordet seien? Absurd.

Es gebe andere Lehren aus dem „Großen Vaterländischen Krieg“, als ihn zur Rechtfertigung des Angriffs auf die Ukraine zu missbrauchen, sinniert Arnold Schwarzenegger und pulverisiert damit Putins Deutungshoheit über diesen Teil der russischen Geschichte. Und er bindet wieder seinen Vater ins Geschehen ein, der in Leningrad als Teil der Nazi-Armee „brutalen Schaden an der großartigen Stadt und den mutigen Menschen“ angerichtet habe. Dann schlägtSchwarzenegger den Bogen in Richting Kreml. Die russischee Regierung habe „nicht nur die Bevölkerung, sondern auch die Soldaten angelogen“, sagt er und nutzt nochmals seinen Vater als Negativbeispiel. Der sei von den Lügen seiner Politiker beeinflusst gewesen, aber als er Leningrad verlassen habe, sei er gebrochen gewesen: körperlich und mental. „Er lebte den Rest seines Lebens in Schmerzen“, berichtet der Terminator-Darsteller.

Und Arnie kehrt thematisch wieder in die Ukraine zurück: Warum gibt es die schlimmen Sanktionen gegen Russland? Weshalb verurteilten nahezu alle Länder der Vereinten Nationen Russland für dessen illegalen Angriffskrieg, fragt er. Und er dreht die Story um. Wofür seien Tausende russischer Soldaten in der Ukraine gestorben? Weil sie dort einen Völkermord an der russischen Minderheit verhinden wollten? Nonsens, sagt er. Sie starben, weil die Ukrainer ihre Frauen und Kinder vor dem Tod beschützen wollten, der von russischen Bomben und Granaten ausgeht. Dutzende kleine Kinder und ihre Mütter seien in Hospitälern und Wohnblöcken getötet worden. Sie haben den Krieg nicht begonnen und da sei es nur zu verständlich, wenn ukrainische Soldaten ihr Land verteidigen würden.

Klug und entspannt fächert der Hollywoodschauspieler, 38. Gouverneur Kaliforniens und ehemalige Mr. Olympia auf, was wirklich vor sich geht in der Ukraine und in Russland. Dass in der Ukraine Kriegsverbrechen begangen werden. Dass die russischen Soldaten nicht als Befreier begrüßt werden. Dass sie Zivilisten töten. „Das ist nicht der Krieg den das russische Volk will“, sagt Arnold Schwarzenegger und fügt an, niemand „auf beiden Seiten“ habe verdient für so etwas zu sterben. „Das wahre Russland“, seine „neuen Helden„, seien diejenigen Menschen, die gegen den Krieg aufstehen und dafür verprügelt, verleumdet und für Jahre weggesperrt werden. „Aber nur ihr könnt den Krieg stoppen, denn ihr wisst, dass ich die Wahrheit sage, ihr könnt es mit euren eigenen Augen sehen. – My russian friends, may god bless you all.“

Mehr Worte braucht es nicht!

Geschrieben von und © 2022 für Rainer W. Sauer / CBQ Verwaltungstraining

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