Lesen Sie HIER Teil 1 des Artikels!
Das Problem an Panikattacken ist, dass sie sehr schnell und oft ohne Vorwarnung eintreten. Wie bei Menschen, die nach einem Einbruch in ihrer Wohnung das Vertrauen in Schutz und Geborgenheit der eigenen vier Wände verlieren. Mit der Zeit wird das weniger und fast schon haben sie ihre Ängste vor einem erneuten Eindringen von Fremdem in ihre Privatsphäre überwunden, da genügt oft ein einziges Geräusch, ein Knacken oder ein Laut, und die Panik ist wieder zurück. Man fühlt sich klein und schutzlos und verspürt Urangst.
Das kann man auch nicht kleinreden oder -therapieren. Ich bin ja sowieso kein Therapeut. Aber ich weiß, was beispielsweise Atemübungen in bestimmten Situationen bewirken können. Durch die Beachtung, wie sich unser Brustkorb hebt und senkt, noch besser in Kombination mit Anspannungs- und Entspannungsübungen von Muskeln, Fingern oder Fußzehen, das Ganze für 15 bis 30 Sekunden, gelingt es, einige Bereiche in unserem Gehirn wieder zum klaren Denken zu bewegen und emotional in einen stabileren Zustand zu kommen. Das wiederum ermöglicht es einem Menschen, sich Fragen zu stellen wie: Kann das, was ich da gerade gedacht habe, tatsächlich sein? Wie ist die Situation einzuordnen, wenn ich sie mit emotionalem Abstand betrachte und meine Erfahrung einsetzte? Ist meine Panik dann noch realistisch, eine Bedrohung wahrscheinlich? Sie kennen doch das alte Sprichwort, wonach nur Übung einen Meister macht und ich denke, dass man hier schon mal vier bis fünf Wochen intensiv über sollte, sich von seinen Angstgewohnheiten zu lösen.
Wie aber nun mit einer richtigen Zeitenwende umgehen, verursacht durch die kolossale Fehleinschätzung des russischen Alleinherrschers, dass er mit Hilfe eines Flächenkriegs in Europa eigene Probleme oder die seines Landes lösen könne? Seit dem Ende der Nazi-Zeit und der Überwindung des kalten Krieges dachten viele Europäer, dass es hierzulande große militärische Auseinandersetzungen nicht mehr geben könne und werde. Da war es manchen mitunter wichtiger, Sprache genderkorrekt zu verändern, als sich auf einen möglichen Kriegsfall vorzubereiten. Die Bundeswehr sollte sich nicht mehr wehren können, dafür humanitär tätig sein, sozusagen als olivgrünes Kreuz. Und die Freunde und Helfer in unserer Gesellschaft wurden mit dem Kürzel ACAB gebrandmarkt. Nun geraten Menschen, die sehen, was der Ukraine zugestoßen ist, in tiefe Panik und Existenzangst und fragen sich: Wo soll das alles enden? Müssen wir vielleicht doch nicht zuvorderst gegen die Klimakatastrophe kämpfen, die unsere Welt zukünftig bedroht, oder uns mit den Händen an Fahrbahnen festkleben, um für ein „Essen-Retten-Gesetz“ zu agitieren?

Auch gegen solch gewaltige Panikattacken gibt es ein Mittel: PBS – das Private Brainstorming. Wie beim beruflichen Brainstorming setzt man sich dazu hin und schreibt alle Gedanken auf, die einem rund um das Thema Kriegsgefahr in den Sinn kommen. Immer wieder fragt man im eigenen Verstand nach: Was ist mir dazu noch wichtig? Das PBS schafft ein Bewusstsein für das eigene Denken und die bestehenden Ängste, denn man schreibt auch auf, was gegen eine bestimmte Angst spricht, was sie unkonkreter werden lassen könnte. Wägt man am Ende unter der Maxime „Was könnte uns, was könnte mir persönlich zustoßen?“ ab, gewinnt man wieder etwas Distanz zur eigenen Kriegs- bzw. Existenzangst.
Durch Anwendung verschiedener Methoden, durch das tägliche Üben oder die Einführung von Anwendungsritualen (beispielsweise während der Auto- oder ÖPNV-Fahrt, unter der Dusche oder der Toilettenpause) kann man sozusagen den Wechsel des Betriebsmodus unseres Gehirns steuern. Um das Training nicht zu verpassen, kann man sich auch gerne mehrmals am Tag vom Smartphone daran erinnern lassen. Regelmäßig angewandt, wird es einem von Tag zu Tag immer leichter fallen, den Panikzustand zu beenden und stattdessen klare Gedanken zu fassen.
Aber Achtung: Panickattacken sind nicht mit Depressionen zu verwechseln. Die okkupieren Seele und Körper nachhaltiger, wie beispielsweise Alexander Bojcan HIER berichtet.
Schlussbemerkung: Was kann man Kindern mitgeben, damit sie in der aktuellen Zeit angstfreier durchs Leben gehen können? Ein Moderator der Nachrichtensendung „Logo!“ auf dem KiKa-KinderKanal des mdr fand dieser Tage passende Worte, indem er zum jungen Publikum vor der Mattscheibe sinngemäß sagte: Krieg ist etwas Furchtbares. Der russische Präsident akzeptiere die Ukraine nicht als eigenständiges Land. Deshalb führe er nun einen Konflikt mit Waffen. Auch wenn er anderes sage, würden damit Menschen getötet. „Aber ihr müsst keine Angst haben“, sprach er dann, „denn es betrifft uns hier in Deutschland nicht. Aber es geht um ein Land in unserer Nachbarschaft, wo Freundinnen und Freunde von uns leben.“ – Ich ziehe meinen Hut, vor so viel kurzer und gleichwohl klarer Ehrlichkeit!
Geschrieben von und © 2022 für Rainer W. Sauer / CBQ Verwaltungstraining