ÜBER DAS LOSLASSEN | Nicht jeder findet seine Berufung im Beruf

„Niemand ist nutzlos in dieser Welt, der einem anderen die Bürde leichter macht.“ (Charles Dickens)

Die Journalistin und Buchautorin, Trainerin und Unternehmerin Sabine Asgodom ist davon überzeugt, dass nicht jeder seine Berufung im Beruf finden kann. Manchmal sei die Arbeit vor allem dazu da, seinen Lebensunterhalt zu verdienen, so Asgodom, während die persönliche Berufung ganz woanders liegen könne. Wie bei dem in Hessen gebürtigen Ingenieur Hermann Ricker, über den ich hier berichten möchte. Ricker wanderte 1974 nach Asien aus und gründete 1979 in Singapur ein kleines Unternehmen, welches er über die Jahre zu einem kleinen, jedoch weltumspannenden Konzern mit Fabriken in Singapur, Malaysia, Taiwan und den USA ausbaute. Seine internationalen Geschäftsbeziehungen führten ihn in fast jedes Land der Welt, wobei er wertvolle kulturelle und zwischenmenschliche Erfahrungen sammeln durfte. 1995 vollzog sich für ihn jedoch ein unerwarteter Wendepunkt in seinem bis dato erfolgsgekrönten Unternehmerdasein.

Hermann Ricker hatte in Malaysia einen schweren Autounfall und die Überlebenschancen waren gering. Die Begegnung mit der eigenen momentanen Vergänglichkeit, veranlasste ihn, sein Leben neu zu überdenken und Wege zu suchen, die zu dem wahren tiefen Sinn unseres menschlichen Daseins führen. Schon länger von der Lehre Buddhas fasziniert, verschenkte der Firmenboss sein komplettes Vermögen an wohltätige Organisationen und Tempel und überschrieb seinen Konzern an zwei seiner engsten Mitarbeiter, um fortan in Thailand als buddhistischer Bettelmönch zu leben, nach der Lehre Buddhas zu praktizieren und innere Weisheit zu erlangen.

Dabei schöpfte er Kraft aus der Achtsamkeitsmeditation, entwickelte eine Methode, die es jedem Praktizierenden erlaubt, sein tief verankertes menschliches Potential freizulegen, und Ricker verbrachte Jahre in einem Waldtempel, um die buddhistischen Traditionen, Gebräuche und Zeremonien Thailands zu studieren. Außerdem leitete er eine Radiosendung in englischer Sprache und vermittelte den Zuhörern die lebensnahe Anwendung der Lehre Buddhas. Damit gab er vielen Menschen Hilfestellungen, ehe er 2000 von seinem geistigen Mönchsoberhaupt Luang Phor Gong, angewiesen wurde, als Meister Han Shan einer Vision zu folgen, einen internationalen Tempel zur erschaffen und zu begleiten.

Meister Han Shan rief daraufhin das Nava Disa Retreat Center in Leben und baute es zusammen mit engagierten Helfern über viele Jahre auf. Die einzigartige Tempeloase ist inzwischen zu einem Ort der inneren Einkehr und des Rückzugs für Menschen unterschiedlicher Nationen und kultureller Hintergründe geworden. Sein geistlicher Vater, Luang Phor Gong, gab ihm zudem den moralischen Segen, als neue Lebensaufgabe sein realisiertes Wissen den Menschen zur Verfügung zu stellen.

2009 erschien unter dem Titel „Wer loslässt hat zwei Hände frei“ sein erstes Buch, dem weitere folgten. Heute bereist Han Shan jedes Jahr zwei Mal für einige Wochen das deutschsprachige Europa, hält hier Vorträge und führt Veranstaltungen durch, die als spirituelle Ruhepause Entspannung und Stressabbau durch den Rückzug von der gewohnten Umgebung gewähren.

Loslassen bedeutet also Freiheit. Denn Frust über die alltägliche Arbeit, toxische Erinnerungen, schlechte Angewohnheiten können ein ziemlicher Ballast sein, wenn es darum geht, sich frei zu entfalten und nach Höherem zu streben. Dieser Ballast beeinflusst unsere Gedanken und unser Handeln. Erst wenn wir ihn abwerfen, wenn wir es gestatten, diese Belastung loszulassen, wenn wir sozusagen „unserem Herzen folgen“, können wir uns freier fühlen und der Ballon unserer Berufung bekommt Rückenwind und nimmt wieder Fahrt auf.

Geschrieben von und © 2021 für Rainer W. Sauer / CBQ Verwaltungstraining

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