„We are such stuff as dreams are made on.“ (sagt Prospero in „Der Sturm“ von William Shakespeare)
Mit dem Konzept der „Inspiraterie“ habe ich ja schon eine Möglichkeit genannt, das eigene Leben ein klein wenig zu beeinflussen, denn Aufforderungen wie „Seien Sie doch mal kreativ…“ oder „Lassen Sie sich mal etwas einfallen…“ hört man oft – sei es von Bekannten, Kollegen oder gar der Chefin / dem Chef. Wie ist das überhaupt mit Inspiration und Kreativität während man in der bzw. für die Verwaltung arbeitet? Abgesehen davon, dass es jedem Menschen unterschiedlich schwer fällt, solche Aufforderungen in die Tat umzusetzen stellen sich auch grundsätzlich die Fragen: Wie entsteht überhaupt Kreativität? Ist innovatives Denken erlernbar oder gar erlebbar? Wie könnte ein inspirationsförderndes Arbeitsumfeld in der öffentlichen Verwaltungs aussehen?
Henning Beck, Neurowissenschafts-Entertainer und Deutscher Meister im Science-Slam, sieht in der Inspiration eines Menschen ein Wechselspiel zwischen Konzentration und Abschweifen davon. Jede gute Idee beginne mit Schmerz, sagt Beck, und zwar in der Form, dass man sich über etwas aufregt, dass man unzufrieden ist. Denn wenn man sich ein nervendes Problem konzentriere, seien vor allem Bereiche im Stirnbereich unseres celebralen Kontrollnetzwerks aktiv. Doch erst, wenn man das Problem sozusagen von außen betrachtet, sich sozusagen von ihm löst und die Gedanken hierzu schweifen lässt, komme man auf ungewöhnliche Lösungen.
Der Außenblick auf Verwaltungsabläufe ist auch für meine Verwaltungstrainer und mich ein essentiellen Element um möglichst unabhängige Perspektiven zu gewinnen und Konzepte für andere Herangehensweisen zu entwickeln. Alles erfassen, nichts übersehen, Eindrücke sammeln ist das Ziel, damit das Kontrollnetzwerk aus Klienten und CBQ anschließend die meisten dieser Gedanken wieder verwerfen kann – einige Punkte aber wiederum so angepasst werden können, dass man das Problem auf neuartigen Wegen lösen kann. Dass man darüber hinaus gute Ideen oft an ganz ungewöhnlichen Orten bekommt liegt daran. dass es meist in Alltagssituationen „passiert“, beispielsweise beim Sport, unter der Dusche oder während Auto- oder Zugfahrten.
Gute Ideen in der Verwaltung entstehen, soweit mir dies berichtet wurde, bei Routinetätigkeiten oder Autofahrten und dies liegt wohl tatsächlich daran, dass man bei solchen Abläufen nicht mehr voll fokussiert auf die Arbeit ist bzw. über sie nachdenkt. Man joggt so vor sich hin und das Gehirn geht mit auf gedanklichen Dauerlauf. In der Wissenschaft wird das tatsächlich als „mind wandering“ bezeichnet, gedankliches Umherschweifen – sozusagen der Gegenentwurf zur Achtsamkeit der Verwaltungsarbeit, bei der man die Gedanken auf die Tätigkeit konzentriert. Genau dieses „Gedankenwandern“ ist lau Hennig Beck wichtig, um diejenigen Hirnregionen zu aktivieren, die sich mit dem „Was wäre, wenn?“ befassen.
Und was fördert nun ganz konkret Kreativität und Inspirationskraft? Ganz klar der „Mut zur Pause“ im Arbeitsalltag, gekoppelt mit dem Mut, sich oder den Arbeitsauftrag zu hinterfragen. Mitarbeitende wie Führungskräfte werden im Rahmen ihrer Verwaltungstätigkeit darauf „geeicht“ das zu tun, was von ihnen verlangt wird und ihr Handeln möglichst nicht auf die Probe zu stellen. Selbst die sozialen Medien präsentieren jedem Menschen stets das, was angeblich am besten zu ihm passt, nie das, was abwegig ist oder ihm nicht schmeichelt. Aus dieser Sackgasse innovativer Inspiration muss man sich lösen, muss erkennen, dass Mensch im Grunde Angst davor hat, eigene Ideen zu entwickeln, denn damit könnte man sich ja schließlich blamieren und lächerlich machen.
Ohne Zweifel sind die Personen mit der größten Innovaionskraft stets kreative Querköpfe gewesen, die angeeckt sind und als unbequem galten: Edison, Musk, Jobs, da Vinci, Gallilei, Mozart, Dalí und so weiter. Genau deswegen muss man ermutigen, immer wieder etwas Neues auszuprobieren, selbt auf die Gefahr hin, dass es falsch ist. Sonst wird die Verwaltung der Zukunft effizient und fehlerfrei arbeiten, ist man am Ende aber so spannend wie ein frisch gemähtes Weizenfeld: stoppelig und ohne jegliche Inspirationskraft mit einer 1 in Betragen aber einer 5 bei der Inspirationskraft.
Geschrieben von und © 2021 für Rainer W. Sauer / CBQ Verwaltungstraining