TRAINING VS. COACHING (1) | Das sind die jeweiligen Grundpfeiler

Der Ausdruck „vs.“ (als Abkürzung für das lateinische Wort „versus“) meint bildungssprachlich, eine Sache im Gegensatz zu einer anderen zu sehen, sie entsprechend darzustellen oder gegenüberzustellen und hierdurch zu erklären. Dies will ich an dieser Stelle gerne mit den Begriffen „Training“ und „Coaching“ – insbesondere bei CBQ natürlich Verwaltungstraining und Verwaltungscoaching – machen, denn immer wieder wird nach den Unterschieden gefragt.

Vorneweg: Ja, es gibt Situationen, in denen ein Training auch eine Art Coaching ist. Aber hierdurch die beiden Tätigkeiten gleichzustellen, wäre eine glatte Fehlinterpretation, denn die Ausgangssituation bei Training und Coaching ist recht unterschiedlich, was ich gleich beispielhaft durch ein Beispiel aus dem Sportbereich erklären möchte. Zuvor aber eine kleine Exkursion, zur Person Linda McCartney – das war die erste Ehefrau des Musikers und Ex-Beatles Paul. Linda war bis zu ihrem Tode im Jahre 1998 Fotografin und wurde nach der Hochzeit mit Paul auch selbst zur Musikerin.

Linda McCartney mit Sir Paul und Denny Laine auf dem Cover des Wings-Albums „London Town“ (1978)

Anfangs war sie hier Amateurin, die durch die Popularität ihres Mannes ins Rampenlicht gerückt bei Auftritten seiner Band Wings nur kleinere, leichte Keyboard-Parts spielen konnte. Erforderte ein Song ein kompliziertes, detailliertes Klavier- oder Keyboardspiel, trat Linda beiseite und überließ ihrem Mann die Bühne. Der wiederum arrangierte oder konstruierte neue Lieder so, dass deren Keyboard-Parts für seine Frau gut spielbat waren. Wenn ich Linda McCartney bei TV-Auftritten der Wings sah, wirkte sie auf mich stets ernst und ich dachte ein Zeit lang, dass ihr das Ganze keinen wirklichen Spaß machen würde. Dann aber verfolgte ich ein TV-Interview und darin beschrieb sie, dass sie sich live sehr auf das Keyboardspiel fokussieren würde, damit auch alles klappt, und dass sie deshalb oft sehr ernst erscheinen würde.

Es folgte eine wichtige Passage, in der Mrs. McCartney beschrieb, wie lange und oft sie das Keyboardspiel trainiert (!) habe, um besser zu werden. Und sie sagte, dass sie auch schon mehrere Lieder selbst komponiert hat, bei denen ihr Paul geholfen habe. Dann fügte sie an: „Das Singen fällt mir da viel leichter. Das kommt vom Herzen und meine Stimme harmoniert gut mit der von Paul. Dank meiner Vocal-Coaches (!) klappt das mit dem Singen heute wirklich gut.“ – Keyboardspiel, Komposition und Singen: Ich denke, das ist für einen Menschen, der in der Fotografie seine Profession gefunden hatte und niemals die Absicht hegte, ins Musikbusiness zu wechseln, eine starke Leistung. Paul McCartney sagte einmal auf die Frage, weshalb er mt Linda zusammen auftreten würde, obwohl er doch die besten Musiker der Welt um sich haben könnte, entwaffnend einfach: „Weil ich sie liebe.“ Nochmal: Training ist harte Arbeit. Durch Training lernt man bestimmte Abläufe kennen und schätzen oder sorgt für die nötige Kondition, die für einen Wettkampf oder das einfache Sporttreiben notwendig ist oder eben das Spielen eines Musikinstruments.

Ein Beispiel aus dem Sport: ebenso, wie man nicht „einfach so“ Skifahren kann* – schon gar nicht einen internationalen Wettkampf bestreiten – ist beispielsweise das Speerwerfen eine Sportart, für die man regelmäßig und mit einem Trainer üben muss, um sie zu beherrschen. Unser Jenaer Speerwurf-Olympiasieger von Rio 2016, Thomas Röhler, trainiert gelegentlich sogar mit Mannschaftskollegen – und das ist kein Witz – den Speer-Weitwurf mit Kamin-Streichhölzern und die fliegen dann auch schon mal über 30 Meter weit. Übung, so sagt man, macht eben den Meister und der Trainer (aus dem Englischen to train = ausbilden, dressieren) sorgt dafür, dass die Übungen stimmen.

Coaching wiederum ist Unterstützung. Ein Coach löst keine Probleme seines Klienten (auch Coachee genannt), denn dieser ist der Experte. Aber er arbeitet lösungsorientiert und unterstützt seine Coachees beim Finden und Umsetzen von Lösungen. Vereinfacht erklärt wendet der Coach den Blick des Coachees weg vom Problem, weg von momentaner Konfusität, macht sozusagen seinen Kopf wieder frei, damit dieser in die Lage versetzt wird, klar denkend die Suche nach einer Lösung zu fokussieren. Hierzu führt der Coach strukturierte Gespräche mit seinem Coachee (oder beim TeamCoaching den Coachees) und berät sie zu Fragen ihres beruflichen Alltags.

„The Hateful Eight“ (The 8th film by Quentin Tarantino) – US-Kino-Aushangfoto: Courtesy of Buena Vista International Pictures

Hierbei gibt es vielfältige Ziele, sei es die Taktik, die Einschätzung zur Entwicklung von Abläufen, die Anregungen zur Selbstreflexion bis hin zur Überwindung von Konflikten oder der Abbau von Ängsten. Dabei fungiert der Coach als neutraler Gesprächspartner und wendet im Rahmen seiner fachlichen Unterstützung Methoden aus dem gesamten Spektrum der persönlichen Entwicklungmöglichkeiten an.

Der Begriff des Coachings kommt ja ursprünglich von britischen Kutschern, die ihre Fähigkeiten, wie man ein Gespann steuert, was man bei einer Überlandfahrt zu beachten hat oder wie man lernt seine Pferde intuitiv zu verstehen, an Dritte weitergaben und ist seit Mitte des 16. Jahrhunderts nachgewiesen. Dabei trainierten die Coaches ihre Coachees nicht, sondern brachten diese sozusagen „auf den Weg“ selbst herauszufinden, was in der Interaktion mit den Tieren zu tun und zu lassen ist, um „zum Ziel“ zu kommen.

* = abgesehen von Naturtalenten wie etwa Markus Wasmeier

Geschrieben von und © 2007 – 2021 für Rainer W. Sauer / CBQ Verwaltungstraining

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