Schwerer erkennbar, aber ebenso besorgniserregend wie ein Burn-Out (BO) ist das Bore-Out Syndrom (BORO), eine weniger bekannte Stresserkrankung.
Während viele Menschen durch Langzeitstress und Überanstrengung in einen Zustand körperlicher und emotionaler Erschöpfung, dem Burn-Out, kommen kann, kann sich bei einigen menschen BORO einstelllen, wenn sie sich entgegen ihrer Motivation in der Familie oder auf der Arbeit kontinuierlich unterfordert fühlen und zu wenig Stimulanz durch interessante Aufgaben erfahren. All das kann mit den gleichen seelischen und körperlichen Folgen einhergehen wie beim BO.
Bekannt sind Beispiele von intelligenten Schüler:innen, die den Unterricht für sich als todlangweilig empfinden und daher schlechte Leistungen zeigen, was sich ändert, wenn sie eine oder mehrere Klassenstufen höher wieder Motivation und Freunde am Lernen haben.
Dass BO aufgrund seiner, teilweise erheblichen, Schäden für Körper und Seele in der Regel einer Therapie bedarf, gehört heute zum Allgemeinwissen. Dagegen wurde BORO in der Wissenschaft bis vor wenigen Jahren deutlich weniger Aufmerksamkeit gewidmet. Das Bore-Out Syndrom fand als Komplex von Symptomen sogar erst 2007 unter diesem Namen Eingang in die Fachliteratur.
Inzwischen sind sich Neurologen wie Psychologen einig, dass das BORO viele, dem Burn-Out ähnliche, Gesundheitsprobleme verursachen vermag. Oft grenzen sich Betroffene aus oder entwickeln eine gewisse Verbitterung, die sich auf ihr Umfeld überträgt: eine gefährliche Denkspirale entsteht, die die eigene Unzufriedenheit, Frustration und Monotonie immer weiter befeuert und verstärkt.
Was kann dagegen getan werden? Befindest man sich in einem frühen Stadium, kann es ausreichen, sich neue berufliche Herausforderungen zu setzen oder seinen Denkapparat mit interessanten Ausgaben zu forden und zu fördern, vielleicht sogar ein Studium beginnen. Außerdem können meine BOROS, also die Anti-Bore-Out-Strategien helfen, über die man an dieser Stelle mehr erfahren kann.
Ist BORO bereits weiter fortgeschritten, kann eine Therapie notwendig werden, um die Negativspirale im eigenen Kopf zu durchbrechen, um Spaß am Lernen und Denken und das Gefühl von Sinnhaftigkeit wiederzufinden. Man sollte jedoch bedenken, dass sich BORO über Monate und Jahre schleichend aufbaut. Daher braucht es Zeit, den Stress wieder abzubauen.
Geschrieben von Rainer W. Sauer und © 2022 für BRAIN.EVENTS / CBQ & CBQ blue