Der im Juli 1910 im ostthüringischen Greiz geborene Oskar Sala darf mit Fug und Recht als einer der großen Elektromusikpioniere des 20. Jahrhunderts bezeichnet werden. Anfangs sah es noch so aus, als würde Salas als Pianist erfolgreich sein, doch als er 1929 nach dem Abitur das Musikstudium in Berlin aufnahm, nahm sein Werdegang eine außergewöhnliche Wende und trug mit zur Entstehung elektronischer Musik bei.
An der Berliner Uni studierte er von 1932 bis 1936 neben der Musik auch noch Physik und dies führte dazu, dass er 1938 aus dem eher skurril-elitären und unhandlichen Musikinstrument „Trautonium“ des Erfinders Friedrich Trautwein ein Konzert-Trautonium entwickelte, mit dem Oskar Sala als Komponist u. a. die Filmmusik veränderte und schon lange bevor es Synthesizer gab auf Tournee durch Europa ging. Berühmte zeitgenössische Komponisten wie Paul Hindemith komponierten für sein Instrument, Richard Strauss und Arthur Honegger bezogen es in Konzerte ein und förderten damit indirekt seine Weiterentwicklung.
Während des 2. Weltkrieges schrieb Sala die Musik zu einem 17-minütigen Streifen, der als erster deutscher Comicfilm unter dem Titel „Armer Hansi“ 1944 in die Kinos kam. Nach dem Krieg entwickelte Sala 1949 bis 1952 ein polyphones Mixturtrautonium und schrieb Kompositionen für den Film, vor allem für preisgekrönte Dokumentar- und Industriefilme. Mehr als 300 Produktionen dieser Art entstanden, doch am bekanntesten ist bis heute Filmusik und Soundset für Alfred Hitchcocks „Die Vögel“ aus dem Jahre 1961. Was kaum jemand ahnt: Die angsterregenden Vogelschreie entstanden nicht in Hollywood, sondern in einem Berliner Hinterhof in Salas eigenem Sutdio in Charlottenburg.
Bis zu seinem Tode am 26. Februar 2002 arbeitete er als Komponist in Berlin, lud gerne Musikprofessoren und andere Gäste zu sich nach Hause ein und durfte noch die Nachwirkungen seiner Sound-Erfindung erleben. Noch 1999 wurde in Karlsruhe seine Musik live während der Sonnenfinsternis gespielt. Sala, der 1987 mit dem Filmband in Gold für langjähriges und hervorragendes Wirken im deutschen Film ausgezeichnet worden war, verstarb hochgeachtet im Alter von 91 Jahren als Wegbereiter der Elekromusik von der Avangarde zur populären Musik der Neuzeit.
Anlässlich seines Todes änderte Radio Jena als lokales Hörfunkprogramm für Ost-Thüringen am 27. Februar 2002 sein Programm und sendete die Sendung „Im Gespräch mit Oskar Sala“, in dem diesera am Mixtur-Trautonium noch einmal seine besten Kompositionen zu Gehör gab. Seither wird diese Sendung von Radio Jena jedes Jahr Ende Februar wiederholt. Zu hören ist sie auch am heutigen Sonntag ab 21:00 Uhr bei Radio OKJ.
Geschrieben und © 2023 von Rainer W. Sauer für CBQ Verwaltungstraining & BRAIN.EVENTS