ÄPFEL UND BIRNEN | Einige Gedanken über unvergleichliche Vergleiche

Es gibt Kaffeegenießer, die leidenschaftlich darüber streiten können, ob es Espresso ist, der wacher macht, oder Mokka. Vom Geschmack ganz zu schweigen, denn über ihn kann man nicht streiten, um zu einem eindeutigen Ergebnis zu kommen. Schon in der Antike sagte man „de gustibus non est disputandum“ und in der Tat ist die Geschmackswahrnehmung vom Grunde her ein chemisch-elektrischer Prozess an den Geschmacksknospen der Zunge, der in jedem Gehirn und von Kulturkreis zu Kulturkreis andere Gewühlswallungen auslöst.

Geschmack ist eben individuelle Geschmacksache [s.i.c.] und nicht wirklich definierbar. Deshalb schwören die einen in meinem beispiel auf türkischen Mokka und die anderen auf italienischen Espresso. Was auch daran liegen kann, dass man beides im Wesentlichen als Kaffee definiert, obwohl der Unterschied zwischen beiden Getränken bereits in ihrer Zusammensetzung liegt, die im Wesentlichen darauf basiert, wo die Kaffeebohnen herstammen und welcher Röstung man sie unterzieht.

Espresso ist nämlich eine Mischung aus verschiedenen Kaffeesorten, die intensiv geröstet werden und dank der Vielfalt von Geschmacksrichtungen plus dem Hitzearoma hat Espresso viel weniger Koffein, als die meisten Kaffeetrinker denken. Eine Tasse von 25 ml enthält etwa 33 mg, während eine Tasse Filterkaffee (150 ml) etwa 82 mg Koffein enthält. Aber Vorsicht: Lässt man Espresso anstatt in der Espresso Maschine oder dem Espresso Kocher beispielsweise in Mokka-Kannen zubereiten, kann es passieren, dass, wenn das Pulver zu fein gemahlen ist und das Wasser zu langsam durch das Pulver zieht, der Geschmack bitter wird.

Mokka wiederum bezeichnet einen Kaffee mit Bohnen aus Äthiopien oder dem Jemen – sein Name geht im Übrigen auf die jemenitische Stadt „Al Mukah“ zurück mit ihrem in früheren Jahrhunderten bedeutendem Kaffee-Verladehafen. Die Kaffeebohnen werden beim Mokka noch kräftiger geröstet als beim Espresse und anschließend staubfein gemahlen. Aus dem Pulver wird dann das traditionell kräftig vollmundige und rabenschwarze Heißgetränk mit einen feinen Säuregehalt gebrüht. Der Mokka ist mit Abstand das koffein-stärkste Getränk weltweit, da eine Tasse (50 ml) bis zu 130 mg Koffein enthalten kann.

Doch nun zum berühmten Vergleich zwischen Birnen und Äpfeln. Die Redewendung, man könne nicht Äpfel mit Birnen vergleichen ist international (im englichen Sprachraum spricht man davon „to compare apples and oranges“) und sie meint, dass man Dinge schwerlich miteinander vergleichen kann, die nicht wirklich vergleichbar sind. Die Redewendung ist jedoch nicht absolut wörtlich gemeint, denn selbstverständlich kann man Birnen und Äpfel miteinander vergleichen, etwa, wenn es um den Vitamingehalt, die Reifezeit oder ihren Preis geht.

Aber man kann eben keinen Radfahrer mit einem Motorradfahrer vergleichen, da ja bereits ein geübt, sportlicher Radfahrer nicht mit einem verglichen werden kann, der mit seinem Drahtesel täglich „nur“ auf Arbeit fährt. Ich hatte einmal einen drahtigen, älteren Arbeitskollegen, der mir zum Arbeitsschluss sagte „So, ich mache jetzt noch eine kleine Raddtour „, worauf ich ihn fragte „Wohin geht es?“ und er antwortete „Weiß ich noch nicht, Hauptsache es sind 50 Kilometer.“ – So erfuhr ich, dass er ein passionierter Triathlet war.

Vergleiche ohne identische Parameter sind daher ebenso unpassend wie unfair. Beispielsweise lassen sich Daten aus strukturschwachen Städten und Landkreisen kaum mit solchen prosperierender Regionen vergleichen. Nur wenn für den Vergleich die selben Voraussetzungen bestehen, ist er aussagekräftig, etwa unter Zugrundelegung von ähnlichen Arbeitsmarktdaten. Und selbst Vorher-Nachher-Vergleiche der PISA-Erhebungen, also Schulleistungsuntersuchungen, die seit der Jahrtausendwende in dreijährlichem Turnus in den meisten Mitgliedstaaten der OECD oder deren Partnerstaaten durchgeführt werden, „hinken“, wenn sich zwischenzeitlich wesentliche Dinge verändert haben.

Ohnehin sind Statistk-Vergleiche stets mit Missverständnissen behaftet, denn wenn ein Jäger während einer Jagd zwei Mal links und zwei mal rechts an einem Wildschwein vorbeigeschossen hat, so hat er es doch statistisch gesehen vier Mal getroffen. Und in Anwendung durchschnittlicher Betrachtungweise besteht ein Stadtteil mit zwanzig Häusern, wovon zehn Stück Bungalows sind und die anderen zehn sind Fünfgeschosser, aus zwanzig Gebäuden mit je drei Stockwerken.

Geschrieben von und © 2018 für Rainer W. Sauer / CBQ Verwaltungstraining

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