DEMOGRAFISCHER WANDEL (2/2) | Wie binde ich junge motivierte Fachkräfte für zukünftige Verwaltungsprojekte?

Frühlingswetter ändert ständig das Gesicht.“ (Bauernweisheit)

Als „GenZ“ (als Abkürzung für „Generation Z“ / teilweise auch „Generation Greta“ genannt) wird laut dem Pew Research Center die Nachfolgegeneration der „Generation Y“ (= Millenials mit Jahrgang 1981 bis 1995) bezeichnet, deren Vorgänger wiederum die „Generation X“ (= 1965 bis 1980) und die sogenannten „Baby Boomer“ (= 1946 bis 1964) waren. Der „GenZ“ werden überwiegend diejenigen jungen Menschen zugerechnet, die zwischen 1997 und 2010 zur Welt gekommen sind.

Für die Öffentliche Verwaltung stellt sich derzeit die Frage: Wie schafft man es, junge motivierte Fachkräfte aus der Gruppe der GenZ für zukünftige Verwaltungsprojekte zu gewinnen. Hierzu sagt Dr. Antje-Britta Mörstedt, Vizepräsidentin für Fernstudium und Digitalisierung an der Privaten (Fach-)Hochschule Göttingen: “Eine Herausforderung ist diese Generation, denn sie ist mit Sozialen Medien aufgewachsen. Twitter, Instagram und der Griff zum Smartphone sind für die Generation Z so normal, wie für andere die Tasse Kaffee am Morgen.“ Als Professorin für Allgemeine Betriebswirtschaftslehre, insbesondere Organisation und Blended Learning, hatte sie in einer Studie 1.139 Schüler der GenZ-Geburtenjahrgänge befragt, wobei der Fokus der Studie auf den gemeinsamen Einstellungen und Verhaltensweisen lag, die bei Angehörigen dieser Bevölkerungsgruppe zu finden sind. Darüber hinaus bietet die Untersuchung einen Ausblick, wie diese Charakteristika sich auf die Gesellschaft und den Arbeitsmarkt auswirken könnte.

E-Meeting mit Prof. Dr. Antje-Britta Mörstedt via Big Blue Button. – Screenshot: CBQ Verwaltungstraining

Gut, die Aussage „die Jugend von heute liebt den Luxus, hat schlechte Manieren und verachtet die Autorität. Sie widersprechen ihren Eltern, legen die Beine übereinander und tyrannisieren ihre Lehrer“ ist schon über 2000 Jahre alt und wurde einst Sokrates zugeschrieben. Aber bei der Generation Z heißt das Zauberwort „Digitalisierung“ und man kann ihre Vertreter durchaus als Elektronik-Junlkies bezeichnen. Die GenZ strebt nach den neuesten Smartphones und Laptops, ist auf allen Sozialen Plattformen unterwegs und wer da nicht mithalten kann, wird aus ihrer Sicht als leicht rückständig und den-Anschluss-verpassend charakterisiert.

Ebenso amüssieren sie sich über YouTube- und Twitch-Clips zwischen Wahnsinn und Wahnwitz – etwa „Am Ende der Jagd werden die Hasen gezählt„, „40.000€ Pokémon Display aus 1999 gekauft?!“ oder „Lehrling vs Gabelstapler“ – und ihre Videohelden erreichen Zigmillionen von Videoabrufen. Deren Inhalte sind für viele GenZ inzwischen zum Pendant für das klassische Fernsehen geworden, das sie kaum noch interessiert. Mörstedts Studie belegt außerdem, dass aufgrund der Tatsache, dass die Geburtenrate der Z-Generation 1,3 Kinder beträgt, ein Großteil der GenZ als Einzelkind mit einer Rundum-Versorgung durch überfürsorgliche (Helikopter-)Eltern bei hohen gesellschaftlichen Standards aufwächst.

Die Möglichkeit in andere Länder zu reisen oder international studieren und arbeiten zu können prägt diese Generation eben so wie eine Art Ohnmachtsgefühl, nichts tun zu können gegen die globalisierende Verflechtung des Wirtschaftsgeschehens oder die Allgegenwärtigkeit von Krisen und Klimawandel. Immer wieder werden von angehenden Auszubildenden Fragen nach der Klimaneutralität einer Verwaltung und ihrer Aktivitäten gestellt und ähnliches. Bleibt also die Frage, die sich alle Arten von Verwaltungen stellen müssen: Wie halten wir Azubis in unserer Verwaltung, wenn Ihnen doch national und global viele Türen offen stehen?

Die Auszubildenden der Stadt Jena und ihrer Eigenbetriebe, Jahrgang 2021, mit Oberbürgermeister Dr. Thomas Nitzsche. – Foto: Stadt Jena

Schon jetzt erhalten Behörden Absagen für Ausbildungsstellen, weil augenscheinlich bessere Angebote vorgezogen werden und eine lokale Bindung kaum noch eine Rolle spielt. Wie kann man sich also als Stadt- oder Kreisverwaltung als attraktiver Arbeitgeber positionieren, wenn das Arbeiten bei den GenZ doch zum Privatleben passen muss? Ein schwierigen Unterfangen, bei einem Arbeitsmarkt mit nahezu Vollbeschäftigung, der junge Leute entspannt in die Zukunft blicken lässt, während manche Öffentliche Verwaltung den Hype um die Jugend nicht immer versteht, wenn sie auf erfolgreiche Arbeitsstrukturen und -prozesse zurückblickt und auf eine solide Nachwuchsgewinnung der Vergangenheit.

Wie kann nun die Verbindung zwischen den Generationen gelingen, wenn man weiß, dass die Angehörigen der Generation Z keine langfristige Bindung weder zu Unternehmen oder Verwaltungen och zu anderen Gruppierungen einzugehen bereit sind – abgesehen möglicherweise von der Familie. Für viele GenZ ist das Leben eine Ansammlung aus unterschiedlichen Lebensabschnittsphasen und -partnerschaften aus. Soziale Netzwerke dienen ihnen vor allem zuem Austausch von Wissen, Erfahrungen, Meinungen sowie der gegenseitigen Meinungsbildung und Unterstützung. Hier gilt es anzusetzen, denn eines ist sicher: allein durch eine Vernetzung im Social-Media-Dschungel und den Handyzugriff auf Wiki-Wissen lässt sich fundiertes Verwaltungsfachwissen nicht ersetzen.

Wer also als Verwaltung eine durchdachte Arbeitsperspektive bietet, hat alle Chancen, GenZ für sich zu geiwnnen, darf aber nicht außer Acht lassen, dass der / die Einzelne für sich in Anspruch nimmt, ein „Recht“ auf Individualismus zu haben. Äußere Zwänge, wie Vorgaben oder allgemeingesellschaftlich akzeptierte Regeln erscheinen der Generation Z zunehmend weniger bindend, sie werden oft gemäß der persönlichen Einstellung interpretiert und ausgelegt. Blinden Gehorsam darf man daher von den Z-Vertretern nicht erwarten, hohes Anspruchsdenken jedoch durchaus.

Geschrieben und © 2021 für Rainer W. Sauer / CBQ Verwaltungstraining

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