WORAUF ES BEIM VERWALTUNGSTRAINING ANKOMMT | Ein schnelles Interview mit Rainer W. Sauer

Rainer W. Sauer ist seit 1975 in und mit der Verwaltung tätig. Er zählt zu den erfahrensten Verwaltungstrainern in Deutschland und ist zudem Team- und Individual-Coach. Sauer arbeitet auch als Radiomoderator, Vortrags- bzw. Keynote-Redner, entwickelt mit seinem Team Trainingsmodelle und hat 2020 CBQ Verwaltungstraining gegründet, um Führungskräfte wie Mitarbeitende der Öffentlichen Verwaltung optimal zu trainieren bzw. zu coachen. /// Anhand vielfältiger Praxisbeispiele hilft er in diesem Blog Verwaltungen dabei, Optionen zu entwickeln und diese dann in praxisorientierte Ergebnisse zu wandeln, eigene Stärken auszubauen und sinnvoll zu handeln. Dabei regt er an, keine Ausreden gelten zu lassen, Eigenverantwortung zu übernehmen und lateral zu denken. /// Sein Charisma ist auch über den Äther und im Netz zu erleben: Anfang der 2000er Jahre wurde Rainer W. Sauer für seine Radiosendungen mit mehreren Hörfunkpreisen ausgezeichnet.


„Einen von zwei Schmerzen müssen wir ertragen: Den Schmerz der Selbsterkenntnis oder den eines schlechten Gewissens. Der Unterschied ist: Selbsterkenntnis wird in Gramm gewogen, ein schlechtes Gewissen in Tonnen.​“ (Jim Rohn in „Lessons of Life“)

Frage: CBQ & blue Verwaltungstraining bietet Verwaltungen neben dem Training auch Coaching, Beratung und Qualitätsausbau an. Wieso gründeten Sie hierzu eine Firma, könnten Sie das nicht auch alleine machen?

Sauer: Die Idee hinter CBQ basiert auf fünf Säulen oder Bereichen. Diese fünf Bereiche – das sind Verwaltungstraining, Coaching für Einzelne oder Teams, der Umgang mit Kommunikation, KompetenzCamp-Workshops bzw. Verwaltungsseminare und politische Bildung. Sie bilden das ab, was ich in den vergangenen Jahrzehnten bei meinem Arbeitgeber, für Institutionen wie dem Gemeinde- und Städtebund Thüringen, dem Bundesverband für Wohnen und Stadtentwicklung und andere gemacht habe. Dabei geht es sowohl darum, Wegstreckenbegleiter von öffentlichen Verwaltungen zu sein, als auch Beschäftigte und Führungskräfte zu coachen. Dies alleine zu machen wäre vermessen, schon allein deshalb, weil es so viele gute Trainer und Coaches gibt, von denen jeder und jede bestimmte Dinge viel besser kann als ich selbst. Und so freut es mich, über CBQ mit Menschen zusammenarbeiten zu können, mit denen ich teilweise schon jahrelang Kontakt habe oder die mich in der Vergangenheit durch ihr Können und die Trainingsmethoden beeindruckt haben.

Welchen Vorteil bringt es dabei, selbst aus der Verwaltung zu kommen?

Wer mich kennt, weiß: ich bin leidenschaftlich gerne Verwaltungstrainer und ZukunftsCoach. Tucholsky war es, der gesagt hat, „Wer auf andere Leute wirken will, der muss erst einmal in ihrer Sprache mit ihnen reden.“ und Vera F. Birkenbihl meinte „Nur wenn ich die Bedürfnisse meiner Mitmenschen kenne, kann ich sie motivieren.“ Es gibt einfach in der Gruppe der deutschen Verwaltungstrainer und Coaches, Dozenten und Verwaltungswissenschaftler kaum Kollegen, die selbst aus der öffentlichen Verwaltung hervorgegangen sind. Ich habe bald fünf Jahrzehnte dort gearbeitet, was im Konzept von CBQ & blue ein außerordentlicher Vorteil ist. Einerseits kennt man die Verwaltung von innen und hört oder erfährt Dinge, Standpunkte, Probleme, die man selbst schon so oder so ähnlich erlebt hat. Mit allen Konsequenzen bis hin zu guten oder schlechten Ergebnissen. Andererseits ergeben sich aus diesen Erfahrungen bereits Lösungsansätze, die sich ein Wissenschaftler durch Befragungen oder Studien erst mühsam erarbeiten muss.

Die fünf CBQ Säulen als Farbenpuzzle

Wie sehen Sie die Trennung zwischen dem Training, dem Coaching, der Beratung und dem Qualitätsausbau bei Verwaltungen?

Einer unserer und auch mein persönlicher Grundsatz ist „Die Mischungs macht’s“, da sich im Rahmen unserer Verwaltungsarbeit die Tätigkeiten als Trainer, Coach und Berater oft miteinander verflechten. Mir geht es nicht in erster Linie darum, explizit nur Trainings anzubieten oder nur zu coachen oder nur mitzuhelfen Verwaltungen oder Verwaltungsbereiche umzugestalten. CBQ will inhaltliche Entwicklungen anstoßen und die Menschen, die in Verwaltungen arbeiten, fordern und fördern. Deshalb auch die beabsichtigte Gründung eines Instituts für Verwaltungsinnovation, denn abseits des Klischees gibt es hier einen großen Spielraum für eine Aufwertung einzelner Verwaltungszweige. Also mischen wir in Absprache mit den Klienten die Möglichkeiten, die wir zur Verfügung haben. Innerhalb von CBQ & blue gilt trotz der übereinstimmenden Philosophie eine Verschiedenheit bei der konzeptionellen Ausrichtung: Beim klassischen CBQ Verwaltungstraining setzen wir auch auf Coaching, Beratung und Qualifizierung, denn dafür steht ja das Kürzel CBQ. Innerhalb von CBQ blue liegt der Fokus im Verwaltungstraining bei Inhouse-Verwaltungsseminaren und – workshops sowie unseren KompetenzCamp-Seminaren an verschiedenen Standorten in Hessen, Sachsen und Thüringen, die ich auch außerhalb des Verwaltungstrainings im Rahmen meiner Gehirnmanagement-Liverberanstaltungen anbiete.

Was geben Sie Verwaltungen mit auf den Weg, wenn Sie dort mit CBQ tätig werden?

Zum Beispiel, dass es kontraproduktiv ist, immer zuerst Schuldige für eine Situation zu suchen. Schuld ist ohnehin ein schwierig zu handhabendes Gut. Unsere Verfassung gestattet es außerdem, frei zu entscheiden, wer an allem schuld sein soll. Wollte man zynisch sein, könnte man auch unterstellen, dass all diese Leute ihre Verwaltung nicht lieben. Denn wenn man liebt, sucht man die Schuld bei sich, nicht bei den Anderen. Systemische Sichtweisen zeigen immer wieder, dass zwischen Ursache und Wirkung nicht klar unterschieden werden kann, denn jedes Verhalten einer Person kann sich auf deren Umfeld auswirken und Reaktionen hierauf wirken wiederum auf die Person zurück. Folglich geht es bei unseren Aufträgen nie vordergründig um die Suche nach Schuld, sondern allenfalls und die Ermittlung von Verursachern einer Situation. Und dann ist es immer wieder verblüffend, wie Menschen reagieren, wenn ich sage: „Ich bin nicht da, um Probleme zu verschieben, sondern um sie zu lösen.“ Zeit ist kostbar und sie dadurch zu vergeuden, das aktuelle Problem nicht beheben zu wollen, ist frustrierend.

Rainer W. Sauer im März 2019 bei der Vorbereitung eines Verwaltungstrainings. – Foto: Svenja Müller

Wer oder was steht bei Ihnen im Mittelpunkt der Coaching- oder Trainingsarbeit?

Der Klient und dessen Beziehungssystem. Und Auftraggeber kann sowohl eine Institution als auch eine Person sein. Neutralität ist dabei eine wichtige Arbeitsmaxime und die beinhaltet eine behutsame Neugier gegenüber allem, was einem berichtet wird – Sichtweisen, Erklärungen, Wertungen. Natürlich hängt es vom Auftrag ab, ob Allparteilichkeit gefragt ist oder wir als Konfliktmanager auch die Aufgabe haben, Klienten in eine, der Situation angemessenere, andere Grundhaltung zu führen. Insofern sind CBQ Trainer oder Coaches oft auf Referenten für Grundsatzfragen.

Bei Ihnen gibt es das sog. „Sprint-Coaching“. Andere Coaches bieten auch schnelle Coachings an. Sabine Asgodom beispielsweise nennt es „LOKC“ für Lösungsorientiertes Kurz-Coaching. Was ist das Alleinstellungsmerkmal Ihrer „Sprint-Coachings“?

Die von mir hochgeschätzte Kollegin hat es uns ja bereits vor Jahren klargemacht: Beim lösungsorientierten Coaching erfolgt eine Fokusverschiebung vom Kontext der Problementstehung hin zur Problemlösung. Das bedeutet: Coach und Klient fragen sich gemeinsam: „Wer und was ist für die Lösung des Problems wichtig?“ Ursprünglich kommt der Ansatz aus den USA und stammt von dem 2005 verstorbenen Psychotherapeuten Steve de Shazer, der die schnelle Lösungsorientierung zu einer eigenen Methode weiterentwickelt hat. Ihn habe ich leider nie kennenlernen dürfen, aber mit Sabine Asgodom pflege ich Kontakt. Ich kann jetzt nicht für andere Coaches aus dem CBQ Team sprechen, aber bei meinen „Sprint-Coachings“ geht es regelmäßig um Fragen wie: „Gesetzt den Fall, das Problem ist gelöst: Was ist für Sie / den Verwaltungsbereich dann anders?“ oder „Läuft es gelegentlich auch problemlos? Wann und wo war das der Fall und was ist dabei anders als es üblich gewesen war?“

„Sabine Asgodom and her inspiring power“ by John Burgess (2016)

Hierdurch wird der Schwerpunkt der Aufmerksamkeit vom Anliegen hin zur möglichen Lösung geführt, wobei – auch in Anbetracht des Sprint-Gedankens – die Analyse der genauen Gründe für das Problem entfällt. Dabei kommen auch die von mir entwickelten „SCHALTER IM KOPF“-Methoden der SA5-Stufenanwendung, die „Gedanken-ANKER“ oder das I.M.P.U.L.S.E.-Konzept, also „Ideen managen Probleme und liefern schnell Ergebnisse“, zum tragen, um schnell Ressourcen zu wecken; ich nenne das „schnell einen Zugang legen“. Auch die Frage „Welche Mitarbeitende Ihres Teams haben welche Fähigkeiten, Stärken, Vorzüge?“ spielt eine Rolle bei meinen Sprint-Coachings im Verwaltungstraining, denn Klienten haben in aller Regel bereits die erforderlichen Potentiale und personellen Möglichkeiten zur Verfügung, um ihre Probleme eigenständig oder mit nur geringer Unterstützung von außen zu lösen.

Das Interview führte Petra Reimann im Juni 2021 unter © für CBQ Verwaltungstraining und man kann es HIER in volle Länge lesen!

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