„Sei streng mit dem Prozess, aber sanft mit den Mitarbeitern.“ (Leitmotiv des japanischen Konzerns Toyota Motors)
Ein schlauer Mann hat einmal gesagt: „Die schlanke Verwaltung ist ein Traum, von dem der Steuerzahler träumt, der Politiker redet und der Experte sagt, dass er kaum zu realisieren ist.“ In der Tat: Eine Verschlankung der öffentlichen Verwaltung ist vielleicht das Thema, welches in Deutschland über die Jahrzehnte am kontroversesten diskutiert wurde und immer noch wird. – Was versteckt sich hinter dem Begriff „schlanke Verwaltung“?
In den sogenannten „fetten Jahren“ der Bundesrepublik (hiermit sind vor allem die Jahre 1972 bis 1985 in den alten Bundesländern gemeint) konnten die öffentlichen Verwaltungen auf gestiegene Leistungsanforderungen mit einer Erhöhung ihrer Einnahmen reagieren. Heißt im Klartext: Steigende Einnahmen finanzierten den immer weiter wachsenden Verwaltungsapparat. Heute, da die Wirtschaft selbst in der Krise steckt und damit auch die Steuerkraft der Bürger lähmt, entwickeln sich die Einnahmen rapide zurück; die Haushaltspläne sind noch defizitärer als sie es in den fetten Jahren waren. Doch der Ausweg aus dieser fatalen Situation ist versperrt. Zum einen ist keine größere Reduzierung der zu bewältigenden Verwaltungsaufgaben erkennbar und zum anderen kann der Personalstamm nicht einfach den Einnahmen entsprechend abgebaut werden. Dies bedeutet aber auf der anderen Seite, daß bei einem größeren Personalabbau jede einzelne Aufgabe der öffentlichen Verwaltung zukünftig mit weniger Personal erledigt werden muß als bislang. Personalabbau wird vordergründig von den Bürgern unterstützt, stößt jedoch sehr bald an die Grenzen sozialer Akzeptanz und politischer Durchsetzbarkeit und wird daher zwar ein Mittel zur finanziellen Konsolidierung sein, aber ein eher ungeeignetes Mittel zur Bewältigung der Verwaltungsaufgaben im Sinne einer neuen Verwaltung. Die Forderung muß also lauten: Verbesserung der Qualität der Verwaltungsarbeit Leistungssteigerung und Verschlankung der Verwaltung. Nun könnten Sie aber vielleicht meinen, ich wäre inkonsequent, wenn ich einerseits vor den Folgen eines Personalabbaus warne und gleichzeitig eine „schlanke Verwaltung“ fordere. Wenn ja, dann haben Sie gerade den vielleicht entscheidenden Denkfehler gemacht, den (zugegebenermaßen) viele Menschen machen. Sie setzen die Verschlankung der Verwaltung ausschließlich mit einem Personalabbau gleich.
Das Wörtchen „schlank“ (oder in englisch: „lean“) hat sich im Bereich des Industriemanagements gebildet. Lean-Konzepte wurden im wesentlichen Anfang der Achtziger Jahre in Japan entwickelt, um industrielle Produktionswege effizienter zu gestalten. Bereits Mitte der Achtziger Jahre versuchten dann auch amerikanische Unternehmen nach Lean-Konzepten zu arbeiten. Erst zu Beginn der Neunziger Jahre erreichte die Verschlankungswelle Deutschland. Voller Hoffnung setzten die Kapitäne der Wirtschaft Kurs in Richtung Verschlankung, mit welcher sie verbesserte Kommunikation, flexiblere Produktionsmethoden und Kostenersparnis durch minimale Vorratshaltung verbanden. Vorbilder waren nach wie vor die Japaner.
Auch in Deutschlands Verwaltungen hielten Lean-Konzepte inzwischen Einzug. „Wenn wir nicht gegensteuern, verschlingen die öffentlichen Haushalte immer größere Stücke des Sozialproduktes und versagen bei den wichtigsten Aufgaben wie soziale und innere Sicherheit. Der Staat ist kein Faß ohne Boden“, so Heide Simonis, Ministerpräsidentin von Schleswig-Holstein. Sie initiierte 1992 eine „Projektgruppe Modernisierung des öffentlichen Sektors“ die vor allem vier Aufgaben hat:
1.) Permanente Aufgabenkritik an der Verwaltung, d.h.: Sind die gegenwärtig von der Verwaltung wahrgenommenen Aufgaben überhaupt noch notwendig? Und müssen sie von der öffentlichen Hand wahrgenommen werden?
2.) Einführung neuer Organisations- und Steuerformen mit dem Abbau von Hierarchien, Einrichtung von sog. „Cost-Centern“ und dezentraler Resourcenverwaltung.
3.) Vereinfachung und Beschleunigung von Verwaltungsverfahren auf gesetzlicher wie verwaltungsbetrieblicher Basis.
4.) Aufbau eines modernen Personalmanagements.
Verschiedene Modellprojekte sind in Schleswig-Holstein bereits auf den Weg gebracht. Aber auch anderswo in deutschen Verwaltungen wird nicht geruht. Zuhauf wurden und werden Beschaffungsabteilungen und -ämter aufgelöst, neue Arbeitsideen in Intelligenzzirkeln geboren und es man versucht, den Personalbestand breitflächig ‚abzuspecken‘. Doch nicht alle Lean-Konzepte konnten im Maßstab 1 : 1 von der Wirtschaft auf die Verwaltung übertragen werden. Sicher: Aufgeschreckt durch die schnellen Erfolge in anderen Verwaltungen sahen sich viele Leitende unter dem Erfolgsdruck, ihre Verwaltung ‚entschlacken‘ zu müssen. Und war es nicht bereits früher klar gewesen, daß viele Dienstwege zu lang oder nutzlos waren, daß Papierwust und Kompetenzgerangel zu teurer Terminnot und Fehlentscheidung führten; nicht zuletzt auch weil die Mitarbeiter oft Fehler der Kollegen lieber durchgehen ließen, statt selbst anzupacken. An allen Ecken und Enden der Verwaltung mangelte es rundum an Effizienz und man meinte, Lean-Konzepte würden wohl bald möglichst aus dieser Sackgasse führen.
Das dem aber nicht automatisch so war, bewies sich selbst in der deutschen Wirtschaft, der die ersten Lean-Konzepte für die Verwaltung entliehen worden waren. So gelang vielen Unternehmen die Umstellung auf Lean-Systeme erst nach derben Rückschlägen. „Verschlankung klappt nie auf Anhieb!“, unkt sogar das MANAGER-MAGAZIN. Doch dabei kann der Austausch von Erfahrungen Wirtschaft und Verwaltung gleichermaßen helfen, die häufigsten Pannen zu vermeiden:
– Viele Leitende empfinden das neue Denken einer schneller und besser
arbeitenden Verwaltung als persönliche Bedrohung:
Der Trend zu flachen Hierarchien und der Wegfall ganzer Beförderungsstufen sowie die „Machtübernahme“ durch autonom arbeitende Teams lassen gerade Leitende einen gravierenden Kompetenzverlust befürchten. Wird für sie kein, aus ihrer Sicht, adequater Ausgleich, etwa hinsichtlich Bezahlung und Aufstiegsperspektiven, geschaffen, entlädt sich der Frust der Leitenden leicht in hartnäckigem Widerstand gegen die Innovation oder mündet in innere Kündigung.
– Tief beunruhigt beobachten natürlich die Beschäftigten, wie etwa ältere
oder minderqualifizierte Mitarbeiter, die sich abzeichnenden Konsequenzen einer Verschlankung. So blockieren dann z. B. jahrzehntelang eingeübte Arbeitsmechanismen („das haben wir schon immer so gemacht“) die persönliche Bereitschaft zum Wandel. Da auch Gewerkschaften, wie ÖTV oder DAG aber auch der Deutsche Beamtenbund, immer auf die Gefahren einer Verschlankung der Verwaltung für die beschäftigten hinweisen, müssen erfahrene Leitende ihre Mitarbeiter rechtzeitig und behutsam auf Einschnitte vorbereiten und konkrete Übergangshilfen, wie Fortbildungskurse oder die Unterstützung von Psychologen, vorhalten. Die kooperative Zusammenarbeit aller Beschäftigten ist hierbei ein unbedingtes Muß.
– Sind Arbeitsmittel (Büroausstattung und -maschinen) veraltet, können
selbst hochmotivierte und fachlich versierte Mitarbeiter in einer schlanken Verwaltung nicht effektiv arbeiten. Auch die Arbeit im Team versagt in der Regel dort, wo noch traditionelle Arbeitsaufteilung oder Massenarbeit in gleichgeschalteten Abteilungen oder Sachgebieten vorkommt; so z.B. bei Sozialämtern. Hat sich die Dienststelle festgelegt, nach welchem Schema sie Ballast abwerfen will, ist es meist sinnvoller, auf einen Schlag in flexiblere Neuanlagen zu investieren, als langwierig am Bestand nachzubessern.
Oftmals sind auch einzelne Bereiche einer Verwaltung zueinander wie feindliche Brüder. Dies führt dann zu dem fatalen Ergebnis, daß man anstatt Bürgerwünschen gemeinsam nachzuspüren bloß darum bemüht ist, den vermeintlichen internen Gegner auszutricksen. Doch auch zwischen einzelnen Dienststellen kommt es oft zu Eifersüchteleien. So balgen sich nicht nur in Einzelfällen Wirtschaftsförderung und Liegenschaftsamt um dieselben Kunden und werden dadurch mitunter zu ‚Feinden‘.
Ein weiteres Problem, an welchem man erkennt, daß selbst „Experten“ nicht mit den Lean-Konzepten umgehen können, fand sich in dem bereits zitierten Konzept der Umstellung des Beschaffungswesens. Waren z.B. Angaben über Papiersorten und -mengen beim alten Verfahren (bestehendes Beschaffungs-amt) noch entbehrlich, so erwiesen sich die Einzelbestellungen der jeweiligen Ämter bei verschiedensten Druckereien als ungenau, unrational und lückenhaft. Ohne präzise Richtwerte aber erzeugte dieser falsche Umgang mit dem Lean-Konzept umgehend ein gewaltiges Chaos. Erst mühsame Datenpflege lieferte zuverlässige Zahlen und die gewünschten Ergebnisse.
Der Weg der Stadt Offenbach am Main in die neue, schlanke Verwaltung (an anderer Stelle des Buches unter dem „Offenbacher Modell“ näher beschrieben) hat u.a. mit dem sog. „JUST-IN-TIME“-Konzept begonnen. Nach diesem Konzept werden zu beschaffende Dinge direkt beim Händler geordert. Die Grundlage hierfür bietet ein ‚Bestellkatalog für Büromaterial‘ der nach Bedarf aktualisiert wird. Hierin sind die jeweils günstigsten Anbieter aufgelistet; allerdings werden auch günstige Anbieter, mit denen die Stadt Offenbach am Main nach erfolgter Bestellung schlechte Erfahrungen gemacht hat, wieder aus dem Katalog gestrichen. Für die Fortführung des Kataloges wird ein Mitarbeiter benötigt, wobei zuvor fast zehn Mitarbeiter in der ehemaligen Beschaffungsstelle tätig waren.
Naturgemäß eignet sich das Beschaffungswesen eignet aber auch besser zum Einstieg in die verstärkte Zusammenarbeit mit Privatfirmen bzw. -anbietern als andere Bereiche der Verwaltung. Werden nämlich andere Bereiche komplett abgebaut und nach außen vergeben, besteht die Gefahr, daß die Verwaltung dann dort ausschließlich auf Privatfirmen angewiesen ist und diese in der Folge ihre Preise drastisch erhöhen; Erfahrungen verschiedener Verwaltungen haben zum Teil bereits zu Strategieänderungen geführt und sind im Kapitel über das Pro und Contra von Privatisierungsmaßnahmen nachzulesen.
Nachteilig im Personalabbau bei technischen Ämtern ist immer, daß er regelmäßig zu Lasten der konzeptionellen Arbeit geht, denn der administrative Verwaltungsaufwand reduziert sich durch eine Vergabe der Tätigkeiten an Dritte nicht. Und der vielleicht größte Nachteil des Personalabbaus bei technischen Ämtern (vor allem im Bau- und Planungsbereich festgestellt) entsteht dadurch, daß die hochkarätigen Kräfte die Dienststellen verlassen und in die Wirtschaft gehen, denn gerade diese Fachleute braucht die Verwaltung um zukünftig noch effizienter arbeiten zu können. Arbeitsüberlastung, Beigeordnete, die um die Macht ringen, und sog. „Bürgerinitiativen“ (oftmals doch nur eine Lobby), welche die öffentlichen Verwaltung als leibeigenes Trittbrett persönlicher Interessen zu mißbrauchen versuchen, sind die Hauptgründe für das qualitative Ausbluten der technischen Ämter und Dienststellen. Hier muß die Verwaltungsspitze Zeichen setzen; sie muß „JA“ sagen zur schlanken Verwaltung und „JA“ zu einer besseren Bezahlung der Führungskräfte. Ein einziges Mittel bleibt um dies zu erreichen und es ist fast schon paradox zu nennen: Die Verschlankung der Verwaltung.
Eine schlanke und trotzdem effektive Verwaltung steht und fällt aber auch mit dem einzelnen Mitarbeiter, der gefordert wird und für die Idee der schlanken Verwaltung geworben werden muß. So hatten sich z.B. bei einer niedersächsischen Gemeinde überraschend viele Bürger über einen ganz bestimmten Bereich der Gemeindeverwaltung beschwert. Bescheide waren vertauscht worden oder hatten ihren Empfänger überhaupt nicht erreicht und dies obwohl nach einer Überprüfung feststand, daß die betreffenden Mitarbeiter diese Bescheide sehr wohl erstellt hatten. Des Rätsels Lösung war ein einzelnes menschliches Versagen und zwar in der Poststelle des Rathauses.
Dort nämlich hatte ein Mitarbeiter, der (ganz im Sinne einer schlanken Verwaltung!?) für die Gemeinde sämtliche Post abwickeln sollte, ein gigantisches Lager an Briefen und Sendungen angehäuft und war hernach in der Postflut „schier ersoffen“. Denn aus Furcht, seinen Arbeitsplatz zu gefährden, hatte der überlastete Mitarbeiter weder drohende Rückstaus gemeldet noch jemals um Hilfe ersucht. Nun war aber für die Gemeinde höchste Eile geboten, um das Postgebirge abzutragen. In ihrer Not mußte sich die Gemeinde gar an das Studentenwerk einer benachbarten Großstadt wenden, um in Wochenend-Aushilfsjobs für Studenten den Postweg zu gewährleisten. In der eigenen Gemeinde nämlich waren Aushilfskräfte (die sog. „Springer“) nach dem Lean-Konzept zu einer bedrohten Spezies geworden. Auch dies zeigt, daß der nach der Verschlankung verbleibende administrative Aufwand nicht zu unterschätzen ist. „Vertrauen ist gut; Kontrolle ist besser.“, dieser Satz hat wirklich etwas für sich. Ja man kann sogar davon ausgehen, daß in einer schlanken Verwaltung mehr zu kontrollieren sein wird als in der alten Verwaltungsstruktur. Kein Wunder, daß jetzt in den Personalabteilungen von Verwaltungen verstärkt Controlling-Bereiche gebildet werden. Im Bereich Bauwesen hat sich im Übrigen herausgestellt, daß die wenigen verbliebenen verwaltungsinternen Mitarbeiter hauptsächlich zu kontrollierten haben und zwar das, was die externen Ingenieurbüros an Arbeit abliefern.
Ein weiters unverzichtbares Standbein der Verschlankung der Verwaltung ist ohne Zweifel die Kommunikation zwischen Leitenden und Mitarbeitern in der Verwaltung. In Einzel- vor allem aber in Gruppengesprächen muß die Bereitschaft und das Verständnis für die Umstrukturierung der Verwaltung geweckt und am Leben erhalten werden. Der Angst, ein bestimmter Mitarbeiter könne selbst dem Sparwillen der Verwaltung um Opfer fallen, muß begegnet werden. Durch Verschweigen von Problemen wird alles nur schlimmer; Fehlzeiten sind der Regelfall.
Aber Kommunikationsstörungen und hohe Fehlzeiten gingen verschiedentlich mit der Einführung von Lean-Management in der Verwaltung (übrigens auch in der Wirtschaft) zunächst einher. Es schien, daß es den meisten Mitarbeitern zunächst sehr schwer fiel, sich vom Einzelkämpfer zum Team-Mitstreiter zu mausern; bis sich die Wogen glätten würden, schienen schüchternen Naturen sog. „freie Tage“ angezeigt. Als ein Dezernent eines Montags dringend nach einem im Computer gespeicherten Vertragsentwurf suchte, fand er die Computerzentrale unbesetzt vor. Jede Stunde, die ungenutzt verstrich, kostete die Stadt hunderte von Mark . Erschrocken über die Konsequenzen wurde für die Computerzentrale ein Notdienst eingerichtet. „Lean-Konzepte können Verwaltungsabläufe beschleunigen,“ so ein Amtsleiter, „aber sie bedingen auch allerhand Stress bei der Einführung.“ Ist dies vielleicht einer der Gründe, warum manchmal auf den Umbau der Verwaltung verzichtet wird?
Jede deutsche Verwaltung ist heute, mehr oder weniger verzweifelt, auf der Suche nach ihren versteckten Arbeitsreserven. Bei dieser Suche dominieren quantitative Aspekte, wie Verringerung der Mitarbeiterzahl, Reduzierung des Verwaltungsaufwandes oder Optimierung des Büromaterialeinsatzes; Prozeßverbesserungen kommen erst an zweiter Stelle. Man bekämpft also eher die Symptome als die Ursachen. Hauptakteure in Rathäusern oder Landesverwaltungen sind Leitende und Organisatoren, Controller und externer Berater. Die betroffenen Mitarbeiter bleiben meist außen vor, graben sich ein, verbarrikadieren sich. Sie sehen sich selbst als „Opfer“ der Rationalisierungspläne und werden oft, auch von oben, so gesehen. Eklatanter kann ein Widerspruch nicht sein. Denn gerade in den Köpfen der Mitarbeiter schlummert die größte ungenutzte Effektivitätsreserve, eine Goldmine in der Hunderte ja Tausende von Ideen und Einsparchancen versteckt liegen. Und doch halten viele Leitende dies für unmöglich. Auch das Ergebnis einer Umfrageaktion in Punkto Verbesserungsvorschläge, die Dr. Stobbe (der frühere regierende Bürgermeister von Berlin) durchführen ließ und bei der von 110.000 Beschäftigten nur 133 Vorschläge kamen, stellt dies nicht in Frage. Großaktionen wie diese werden ohnehin nie die Menge an Verbesserungen bringen, die der persönliche Kontakt erreicht.
Um es noch einmal zu sagen: Verschlankung der Verwaltung und eine effektivere Arbeit der Verwaltung müssen keine feindlichen Brüder sein. Sie sind es nur dann, wenn ohne ein von allen Beschäftigten mitgetragenes Konzept Stellen eingespart werden. Sozialverträglichkeit ist ein Gebot, denn in der Regel müssen weniger Mitarbeiter mehr leisten und diese Leistung läßt sich nicht beliebig nach oben erhöhen. Viele Beschäftigte arbeiten schon an der Leistungsgrenze. Es kommt nicht von ungefähr, daß in Deutschland nun schon seit Jahrzehnten trotz eines beträchtlichen Mangels an Lehrkräften gleichzeitig nur noch 4,7 % der Lehrerinnen und Lehrer die gesetzliche Altersgrenze erreichen. Das Land Schleswig-Holstein hat eststellen müssen, daß es dort im Lehrerbereich jährlich etwa 200 Pensionierungen wegen Dienstunfähigkeit gibt. Dies wäre, so die Landesregierung, eine Verschwendung von Ressourcen, die man sich nicht länger leisten könne. Wohl gesagt; aber wer hat hier im Vorfeld versagt: die Lehrer oder der Staat? Verschlankung und mehr Effektivität heißt: Abscheid nehmen von den vielen Verwaltungsaufgaben und -dienstleistungen und Beschränkung auf die wesentlichen Aufgaben der Verwaltung. Eine moderne Verwaltung, die Probleme löst anstatt sie zu verwalten kann auch schlank sein. Grundlage hierfür ist aber ganz wesentlich ein Abbau von Aufgaben.
Geschrieben von und © 1994 – 2021 für Rainer W. Sauer / CBQ Verwaltungstraining