KREATIVITÄT | Wie sich Stefan Raab immer wieder neu erfindet


1976 präsentierte und verkaufte die damals noch unbekante US-Firma Apple ihren „First Apple“ Personal-Computer mit einem Holzkorpus und einer einzigen Platine als Rechnereinheit, der anschließend als Apple I Bekanntheit erlangte. Ein Jahr später folgte mit dem bis 1993 hergestellten Apple II das erste Erfolgsmodell der kleinen Firma um Ideengeber und Vermarkter Steve Jobs und Stephen Wozniak, dem Konstrukteur und Entwickler, die innerhalb von gut drei Jahrzehnten zu einem der wertvollsten Konzerne der Welt wurde.

Ein Jahrzehnt vor dem Verkaufsstart des ersten Apple-Computers kam in Köln Stefan Konrad Raab als Sohn eines Metzgers auf die Welt. Ab 1993 wurde er als Moderator beim deutschen Musik-TV-Sender VIVA bekannt und wechselte 1999 zum privaten TV-Sender ProSieben, für den er mehr als anderthalb Jahrzehnte lang mit seiner Produktionsfirma RaabTV zahlreiche Unterhaltungsformate entwickelte. Daneben produzierte er mehrere deutsche Beiträge für den Eurovision Song Contest, trat dort im Jahr 2000 mit dem von ihm geschriebenen Lied „Wadde hadde dudde da?“ als Sänger auf und belegte den fünften Platz. Mit „Satellite“ gewann die von ihm entdeckte Sängerin Lena Meyer-Landrut 2010 den Eurovision Song Contest. Stefan Raab gilt auch als Entdecker und Förderer der Musiker Max Mutzke und Stefanie Heinzmann sowie des TV-Moderators Alexander Duszat alias „Elton“. Bis zu seinem Rücktritt vom TV-Bildschirm Ende 2015 galt er als einer der erfolgreichsten Entertainer der 1990er und 2000er Jahre.

Nachdem er seither TV-Kameras mehr als konsequent vermieden hat, kehrt Raab nun mit einem TV-Spektakel auf die Fernsehbildschirme zurück: Zum insgesamt dritten Mal steigt er mit der ehemaligen Box-Weltmeisterin Regina Halmich in den Boxring. Bis zuletzt hält er sein Aussehen geheim und schürt die Spannung auf diesen Abend. Ergebnis: Die Quoten werden gewaltig sein! Doch was könnten die Gründe für seine Rückkehr vor die Kameras sein, denn an Geldnot kann es nicht liegen – das Vermögen von Stefan Raab wird aktuell auf rund 120 Millionen Euro geschätzt.

Nachdem Steve Jobs in den 1990er Jahren im Streit mit Investoren den Apple-Konzern verlassen hatte, holte man ihn 1996 wieder „an Bord“, um neue Produkte zu initiieren. Das unter seiner Regie entwickelte Betriebssystem NeXTStep wurde schrittweise aktualisiert und optimiert und schließlich unter dem Namen „Mac OS X“ zum neuen Betriebssystem der Apple-Rechner. Dies ermöglichte seiner Firma 1998 den völlig überarbeitete iMac zu präsentieren, der den Konzern in die Gewinnzone zurückbrachte. Danach initierte Jobs die Entwicklung des tragbaren Musikabspielgeräts iPod (Markteinführung 2001), wenig später der Musiksoftware iTunes und des iTunes Stores (heute Apples Haupteinnahmequelle) und schließlich des legendären iPhones (2007). Mit letzterem „One more Thing“ schuf das Unternehmen einen neuen Markt für digitale Livestyle-Produkte und veränderte dem Umgang mit dem Telefonieren um dem Internet grundlegened. An den Erfolg dieser Produkte knüpften 2010 das iPad und 2014 die Apple Watch an, die allesamt auf Entwicklungen basierten, die ursprünglich einmal für den iPod / iPod Touch entwickelt worden waren.

Ende 2015 zog sich Stefan Raab hinter die Kamera zurück, agierte nur noch als Produzent von TV-Formaten. Wäre Raab dort geblieben, niemand hätte ihn 2024 vor der Kamera vermisst. Doch gab es hinter den Kulissen Unstimmigkeiten zwischen Pro7, der Produktionsfirma BrainPool und Raab. Zum einen heißt es, er sei unzufrieden gewesen mit dem Verkauf von ihm entwickelter Unterhaltungssendungskonzepte an den Pro7-Konkurrenten RTL, zum anderen, so dagtr man, sei sein Einfluss auf Raab-Formate wie „TV total“ und „Schlag den Star“ beschnitten worden. Die Sache eskalierte, als Stefan Raab mit dem ehemaligen Pro7-Chef Daniel Rosemann eine neue Produktionsfirma gründete: Raab Entertainment und Pro7-Moderator Elton daraufhin vom Sender geschasst wurde.

Ohne Frage: Derzeit befindet sich „das Fernsehen“ im Umbruch. Immer mehr Menschen verzichten auf ein klassisches TV-Gerät und konsumieren Inhalte digital: Netflix, Social Media und vielleicht gelegentlich noch traditionelles Fernsehen. Könnte also sein, dass sich „das Fernsehen“ als gemeinschaftliches Erlebnis in unserem Land bald erledigt hat. Dafür spricht auch, dass Raab Entertainment ein eigenes Streaming-Angebot planen soll, was auf Smartphone-Nutzer abzielen und sich auf Unterhaltungsthemen konzentrieren soll. Produziert werden sollen die Angebote im Handy-Hochformat 9:16 statt im klassischen 19:9 TV-Querformat. Den Umbruch manisfetierte auch Raab selbt, indem er sein Box-Event bei RTL platzieren konnte

Doch was ist von Raab zukünftig zu erwarten? Er ist der Typ, über den viele junge Menschen gelacht haben, bei dem man sich vor Lachen auf die Schenkel klopfte, dem man aber auch Respekt für seine zahlreichen verrückten Aktionen zollte – weil er den Mut hatte, etwas zu wagen. Raab hat das Privatfernsehen lange Zeit zu seinem persönlichen Spielplatz gemacht und ist deshalb, wie auch sein ehemaligen TV-Sender sagte, eine TV-Legende. Offensichtlich steckt er immer noch voller Impulse und verrückter Ideen und möchte in Zeiten, in denen es bei einem riesigen Angebot an Entertainment-Inhalten immer schwieriger wird, die Massen zu begeistern, bewiesen, dass das „Prinzip Raab“ noch funktioniert, also mehrere Generationen bei einer Show vor dem Bildschirm zu versammeln. Sein RTL-Event „The CLARK Final Fight“ mit Regina Halmich hat jedenfalls gezeigt, dass es immer noch die Werbepartner gibt, die offen sagen: „Egal was Stefan Raab macht, wir sind dabei!“

Ähnlich ist es bei Apple … auch über den Tod von Steve Jobs (1955 – 2011) hinaus. Vielleicht brennt das Leuchtfeuer in Cupertino / Silicon Valley inzwischen ein wenig kleiner, aber es leuchtet noch. Vor Kurzem veröffentlichte Apple ihre neueste Wette auf die Zukunft: die sog. Apple „Vision Pro“ – ein innovatives High-End-Gerät, um in einem Livebild seiner echten Umgebung im Internet zu surfen, Fotos oder 3D-Filme anzuschauen oder in dieser erweiterten Realität zu arbeiten. Alles kontrolliert durch die Bewegung von Pupillen, Händen und der Stimme – ohne zusätzliche Controller. Die VPro ist somit ein futuristisches technisches Gerät mit einem Gesamtpaket, das Konkurrenzprodukten meilenweit überlegen und zugleich eine logische Fortentwicklung bisheriger Apple Innovationen ist.

Auch bei Stefan Raab, der sich vielleicht bald in eine Reihe mit TV-Entwicklern und -Ideengebern wie Rudi Carrell und Frank Elstner stellen kann, ist zu erwarten, dass er erneut Maßstäbe setzen wird, die auch in andere Bereiche hinein wirken. Allerdings wird und muss nicht gleich die erste neue Dendung ein Hit für die Massen werden; RTL soll Raab Entertainment angeblich ein Budget von bis zu 90 Mio. Euro zur Verfügung stellen, für neue Formate wie „NWSDWH“. Blickt man in zehn Jahren auf Raab zurück, dann wird man ihm wohl bescheinigen müssen, dass er 2024 alles absolut richtig gemacht hatte. – Wette auf die Zukunft: Wieder gewonnen!

Geschrieben von Rainer W. Sauer und © 2024 für BRAIN.EVENTS / CBQ & CBQ blue

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